Nitecore EDC31
Auf den ersten Blick recht unscheinbar, verbirgt die Nitecore EDC31 einige Besonderheiten. Eine kompakte EDC-Taschenlampe im taktischen Gewand, mit einer ziemlich speziellen LED und einer praktischen Bedienung.
Die EDC31 ist so etwas wie das runde Pendant zur „flachen“ Nitecore EDC23, die ich kürzlich vorgestellt hatte, nur mit leicht unterschiedlichen Schwerpunkten in den Funktionen und Anwendungsbereichen.
Lieferumfang und Hardware
In der Verpackung befindet sich neben der Lampe selbst noch etwas Zubehör:
- Handschlaufe
- Clip
- USB-C Ladekabel
- Bedienungsanleitung (EN, DE, FR, RU, JP, KO, IT, UA, CN)
Der Akku ist fest verbaut und der Clip bereits montiert. Die Anleitung beschreibt die Funktionsweise der Lampe ausführlich und verständlich, wobei sich vieles bereits durch Ausprobieren herausfinden lässt.
Wegen des fest verbauten 18650-Akkus habe ich die EDC31 hauptsächlich mit anderen Lampen verglichen, die einen Akku dieser Größe haben. Obwohl es unter diesen auch kleinere Lampen gibt, liegt die EDC31 unter dem Durchschnitt, insbesondere bei den „taktischen“ Lampen.
Abmessungen & Gewicht | |
---|---|
Länge: | 113,0 mm |
Durchmesser (Kopf): | 23,0 mm |
Durchmesser (Akkurohr): | 22,6 mm |
Durchmesser (Clip): | 21,7 mm |
Durchmesser (Tailcap): | 24,0 – 25,2 mm |
Gewicht (ohne Clip): | 92,3 g |
In der EDC-Serie ist die EDC31 das kleinste runde Modell, allerdings nur wenige Millimeter kürzer als die EDC33. Verglichen mit der EDC21 ist sie etwas länger und dicker.
Armytek Partner C2 | Nitecore EDC23 | Nitecore EDC31 | Sofirn SR12 | Wurkkos FC11CDas geriffelte Akkurohr ermöglicht einen sicheren Griff. Der Clip, aber auch leicht abgeflachte Stellen um den Kopf und der hervorstehende Teil des Ladeanschlusses erschweren das Wegrollen der Lampe.
Der Bezel ist mit kleinen Einschnitten verziert, die zudem hilfreich dabei sind, eine eingeschaltete Lampe zu erkennen, wenn sie auf dem Kopf steht. Da der Bezel allerdings wie der Rest der Lampe aus Aluminium besteht, sollte man ihn besser nicht als Schlagwerkzeug verwenden.
Hinten erwartet den Benutzer ein großer, zweistufiger Hecktaster, neben dem sich vier LEDs zur Anzeige des Ladestands befinden. Leider ragt der Taster etwas über die drei Vorsprünge der Tailcap hinaus, sodass kein Tailstand möglich ist.
Mit einem Schiebeschalter seitlich an der Tailcap lässt sich die Taschenlampe sperren und somit gegen versehentliches Einschalten schützen.
Der mitgelieferte Clip wird einfach hinten auf die Lampe gesteckt und sitzt ausreichend stramm. Die große Öffnung erleichtert die Nutzung, fühlt sich manchmal aber etwas störend an.
Eine extra Öse zur Befestigung einer Handschlaufe ist an der Lampe nicht vorhanden. In der Anleitung ist beschrieben, wie die Schlaufe an dem Loch im Clip befestigt werden kann.
Eine kleine Ausbuchtung am Rand der Tailcap hält den Clip in Position, sodass er sich nicht frei verdrehen lässt.
Das Aufladen des fest integrierten Akkus erfolgt über einen USB-C Anschluss am Ende der Lampe. Die Kapazität des Akkus wird mit 3800 mAh angegeben, was für einen Akku in 18650-Größe ungewöhnlich viel ist.
Eine Abdeckung sorgt für den Schutz gegen Schmutz und Wasser. Ihre Außenseite besteht aus festem Kunststoff, die innere Hälfte hingegen aus Silikon. Dadurch dichtet sie gut ab, lässt sich aber sehr angenehm öffnen und schließen. Geschlossen schließt sie bündig mit dem Gehäuse ab, sodass ein versehentliches Öffnen eher unwahrscheinlich ist.
Der Ladevorgang erfolgt mit etwa 2 A, sodass die Lampe nach knapp zwei Stunden wieder vollständig geladen ist. Interessanterweise gibt es zwischendurch ein paar Sprünge im Ladestrom, die ich so noch bei keinem Laderegler gesehen habe. Allerdings hat dies keine negativen Auswirkungen auf den Ladevorgang. Die Lampe erwärmt sich beim Laden auf etwa 33 °C.
Der Fortschritt kann über die vier Status-LEDs neben dem Taster mitverfolgt werden. Während des Ladens zeigen sie den Ladestand an, wobei die letzte LED blinkt. Nach Abschluss leuchten alle vier LEDs konstant, bis das USB-Kabel abgezogen wird. Bis auf Search und Lumin Shield können alle Modi während des Ladens genutzt werden.
Irgendwann wird die Leistungsfähigkeit des Akkus nachlassen. Da er fest integriert ist, bedeutet dies möglicherweise auch das Ende der Taschenlampe. Andererseits wäre eine Lampe wie die EDC31 nur unter großem Aufwand mit wechselbarem Akku möglich, da für die Elektronik im Heck der Lampe weitere Leitungen nach vorne nötig sind.
Bei genauer Betrachtung erkennt man an der Tailcap und dem Bezel einen kleinen Spalt. Sie lassen sich womöglich aufschrauben, sind allerdings gut verklebt (einen kleinen Rest des blauen Klebers kann man sogar noch sehen). Sollte es irgendwann soweit sein, kann man einen Akkutausch zumindest probieren.
Die Verarbeitung macht auf mich rundherum einen guten Eindruck. Laut Spezifikation ist die EDC31 wassergeschützt nach IP68 (wasserdicht bis zu einer Tiefe von 2 m) und soll Stürze aus bis zu zwei Meter Höhe überstehen.
Bedienung und Funktion
Bei einer „taktischen“ Taschenlampe lege ich Wert auf eine durchdachte Bedienung, die auch in hektischen Situationen eine zuverlässige Nutzung ermöglicht. Die EDC31 verfügt über einen zweistufigen, elektronischen Hecktaster mit einer klassischen Abdeckung aus Silikon. Die erste Stufe erfordert eine Betätigungskraft von etwa 300 g, die zweite Stufe rund 800 g.
Mit diesem Taster ist eine Bedienung möglich, die über das einfache Ein- und Ausschalten eines mechanischen Schalters hinausgeht. Besonders interessant sind die Stufen „Search“ und „Lumin Shield“ – eine Art Turbo, auf den ich im Abschnitt Lichtbild noch weiter eingehen werde.
Zustand | Aktion | Funktion |
---|---|---|
Aus | Antippen (1. Stufe) | Ladestandsanzeige für 3 s aktivieren |
Drücken (2. Stufe) | Einschalten (zuletzt genutzte Helligkeit) | |
Ein | Antippen (1. Stufe) | Helligkeit erhöhen (Ultralow → Low → Mid → High) |
Drücken (2. Stufe) | Ausschalten | |
Alle | Halten (1. Stufe) | Search |
Halten (2. Stufe) | Lumin Shield |
Auffallend ist das Fehlen eines Strobes. Ungewöhnlich für eine „taktische“ Lampe, aber bislang habe ich ihn auch noch nicht vermisst.
Mit einem Schiebeschalter seitlich an der Tailcap lässt sich die Taschenlampe sperren und somit gegen versehentliches Einschalten schützen. Dieses von Nitecore „Rapid Lock“ genannte System funktioniert in der Praxis richtig gut: Kurz mit dem Daumen nach unten ziehen und die Lampe ist bereit. Kein umständliches, mehrfaches Drücken des Tasters und den aktuellen Zustand kann man ebenfalls sofort erkennen und erfühlen. Auch lässt sich die Lampe damit direkt ausschalten, sodass man sich einen zusätzlichen Tastendruck sparen kann.
Durch Halten des Tasters beim Sperren wird der „Half Lockout Mode“ aktiviert. In diesem Modus bleiben Search und Lumin Shield erreichbar, aber die Lampe kann nicht mehr dauerhaft eingeschaltet werden.
Der Schalter arbeitet mit einem Magnetsensor, sodass die Funktion durch einen starken Magneten gestört werden kann. Dadurch lässt sich die Lampe entweder ausschalten oder die Tastensperre vorübergehen deaktivieren. Für die normale Nutzung sehe ich darin keinen Nachteil.
Vier grüne LEDs neben dem Taster zeigen den ungefähren Ladestand des Akkus an, während die Lampe eingeschaltet ist. Bei ausgeschalteter Lampe kann der Taster kurz bis zur ersten Stufe angetippt werden, um die Anzeige für drei Sekunden zu aktivieren.
Für meinen Geschmack hat die EDC31 genau die richtige Größe, um bequem in der Hosentasche getragen zu werden. In der Hand liegt sie angenehm, nur die Öffnung des Clips stört ein wenig. Der Schiebeschalter der Tastensperre lässt sich einigermaßen gut finden, da er genau gegenüber des etwas hervorstehenden Ladeanschlusses liegt.
Lichtbild
Mit der LED hebt sich Nitecore von anderen Herstellern ab, denn es handelt sich um eine Eigenentwicklung mit dem Namen „UHi 20 MAX“. Die Besonderheit: sie besteht aus neun einzelnen Leuchtflächen, die sich zum Teil unabhängig voneinander steuern lassen.
In der Mitte befindet sich ein Chip mit kleiner, runder Leuchtfläche. Dadurch ist er gut fokussierbar und eignet sich hervorragend für große Reichweite. Umgeben ist er von acht weiteren Chips, wodurch sich die Leuchtfläche der LED vergrößert, die somit deutlich flutiger wird. Ein texturierter Reflektor („Orange Peel“) glättet das Lichtbild, sodass die äußeren Chips komplett miteinander verschmelzen.
In den Stufen Ultralow, Low, Mid und Search wird nur der mittlere Chip verwendet, was zu einem relativ schmalen Lichtstrahl führt. In High und Lumin Shield werden zusätzlich die äußeren Chips hinzugeschaltet und es entsteht ein äußerst heller Spill. So erklärt sich auch der Name „Lumin Shield“: Eine Wand aus hellem Licht, welche einen Angreifer blenden und ablenken soll.
Leider ist die Wahl der verwendeten Chips fest mit den Helligkeitsstufen verknüpft. Es wäre hilfreich gewesen, in allen Stufen zwischen einem breiten und einem schmalen Lichtkegel wählen zu können. Insbesondere auf niedriger Stufe und auf kurzer Entfernung ist mir der Beam zu eng.
Die Farbtemperatur liegt je nach Stufe bei etwa 6000 K. In den niedrigen Stufen ist noch eine leicht grünliche Färbung zu erkennen, die in Search und Lumin Shield verschwindet.
In den Outdoor-Beamshots habe ich für den Vergleich die Nitecore EDC23 hinzugezogen. In „Search“ kommt die EDC31 auf etwas mehr Reichweite, hat allerdings auch einen engeren Lichtkegel und leuchtet den Nahbereich nicht so gut aus wie die EDC23. Im „Lumin Shield“-Modus punktet die EDC31 mit einer höheren Gesamthelligkeit und übertrifft die EDC23 auch im Nahbereich.
Treiber und Laufzeit
In der EDC31 sorgt ein Konstantstromtreiber für einen effizienten Betrieb der Lampe mit weitgehend gleichbleibender Helligkeit. Bereits aus den Herstellerangaben geht hervor, dass die Lampe auf Reichweite optimiert ist. Auffällig ist, dass die Reichweite bei Lumin Shield etwas geringer ist als bei Search, da sich hier alle LEDs den Strom teilen müssen.
Modus | Helligkeit¹ | Laufzeit¹ | Intensität¹ (Reichweite²) | |
---|---|---|---|---|
Lumin Shield | 3500 lm | ––– | 28 800 cd | (330 m) |
Search | 1500 lm | ––– | 35 630 cd | (380 m) |
High | 1100 lm | 4 h | 10 098 cd | (200 m) |
Mid | 300 lm | 5 h | 7 489 cd | (173 m) |
Low | 70 lm | 24 h | 1 826 cd | (85 m) |
Ultralow | 5 lm | 57 h | 109 cd | (20 m) |
Im Lumin Shield leistet die EDC31 laut Hersteller ganze 3500 lm – zumindest für ein paar Sekunden. Auch in Search und High erwärmt sich die Lampe relativ schnell und muss die Helligkeit reduzieren, um nicht zu überhitzen. In den anderen Modi wird die Helligkeit hingegen schön konstant gehalten.
Da die Lampe außerdem über eine Temperaturregelung verfügt, spielt die Kühlung eine gewisse Rolle bei der Helligkeit und Laufzeit. Ohne Kühlung – und entsprechend niedrigerer Helligkeit – kommt die Laufzeit in High den Herstellerangaben schon näher.
Etwas enttäuscht bin ich vom schnellen Herunterregeln in High nach nur neun Sekunden, obwohl die Lampe noch gar nicht richtig heiß ist. Eine Minute lang hätte die Helligkeit ruhig gehalten werden können.
Sowohl in Search als auch in Lumin Shield wird die Helligkeit nach acht Sekunden reduziert. Anschließend wird die Helligkeit abhängig von der Temperatur stufenweise weiter heruntergeregelt.
Aktiviert man diese Turbo-Modi mehr als ein- oder zweimal hintereinander, wird die Lampe schnell so heiß, dass man sie kaum noch halten kann. Laut Messung erreicht sie dabei knapp 65 °C.
Alle Stufen werden vom Konstantstromtreiber ohne PWM geregelt. Die Leistungsaufnahme konnte ich wegen des fest verbauten Akkus nicht messen. Ein Schutz gegen Tiefentladung existiert, jedenfalls schaltet die Lampe irgendwann ab.
Fazit
Auf den ersten Blick recht unscheinbar, verbirgt die Nitecore EDC31 einige Besonderheiten. Eine kompakte EDC-Taschenlampe im taktischen Gewand, mit einer ziemlich speziellen LED mit neun Chips und einer praktischen Bedienung über einen zweistufigen Taster. Während die meisten Modi auf Reichweite optimiert sind, überzeugt die Lampe im Modus „Lumin Shield“ mit einem hellen, flutigen Licht. Gut gefällt mir auch die „Rapid Lock“ genannte Tastensperre über einen Schiebeschalter.
Bei der kompakten Bauform ist es nicht verwunderlich, dass sich die Lampe schnell erwärmt und die hohe Helligkeit nicht lange halten kann. In den niedrigeren Stufen hält der Konstantstromtreiber die Helligkeit jedoch schön konstant. Leider kann nicht in jeder Helligkeitsstufe frei zwischen dem breiten und schmalen Lichtkegel gewählt werden. Auch der fest verbaute Akku kann als Nachteil gesehen werden.
Neugierig geworden? Hier geht es zur Nitecore EDC31 auf der Webseite des offiziellen deutschen Distributors.
Die Lampe wurde mir vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich habe keine weitere Vergütung erhalten und das Review spiegelt meine eigene Meinung wider.