Nitecore EDC23
„Flache“ Taschenlampen liegen weiterhin im Trend. Nitecore bietet in der EDC-Serie verschiedene taktische Taschenlampen in flacher Bauform an. Bei dem neuesten Modell, der EDC23, steht der EDC-Charakter im Vordergrund.
Denn für die Hosentasche waren frühere Modelle einfach zu lang. Die EDC23 ist ein ganzes Stück kürzer und kommt dennoch den gleichen, taktischen Eigenschaften wie die größeren Modelle.
Lieferumfang und Hardware
Bedingt durch das monolithische Design befindet sich – neben der Lampe selbst – nur wenig Zubehör im Lieferumfang.
- Handschlaufe aus Paracord
- USB-C Ladekabel
- Bedienungsanleitung (EN, DE, FR, RU, JP, KO, IT, UK, CN)
Der Akku ist fest verbaut, ein Clip bereits montiert. Die Anleitung ist ausführlich und verständlich. Alle Funktionen werden vollständig erklärt, wobei sich vieles bereits durch Ausprobieren herausfinden lässt.
Für mich ist ein Vorteil „flacher“ Taschenlampen, dass sie in der Hosentasche nicht so dick auftragen wie runde Modelle. Ist die Lampe zu lang, stört sie aber trotzdem, beispielsweise beim Hinsetzen. Eine zu kleine Lampe würde ich hingegen eher als Schlüsselbundlampe kategorisieren. Gesucht ist also der richtige Kompromiss.
Da die Lampe keine einheitliche Form hat, habe ich in der Tabelle jeweils die schmalste und die breiteste Stelle angegeben (gemessen ohne Clip).
Minimum | Maximum | |
---|---|---|
Länge: | 100,8 mm | 102,8 mm |
Breite: | 30,3 mm | 33,0 mm |
Dicke: | 13,7 mm | 20,7 mm |
Gewicht: | 95,3 g |
Tatsächlich sind flache Taschenlampen im meiner Sammlung noch deutlich unterrepräsentiert. Daher hier nur der direkte Vergleich mit der JETBeam E26 und der Wurkkos HD01 UV.
JETBeam E26 | Nitecore EDC23 | Wurkkos HD01 UV JETBeam E26 | Nitecore EDC23 | Wurkkos HD01 UVDer vordere Bereich rund um die LEDs ist dabei am flachsten. Um die Griffigkeit der Lampe zu verbessern, gibt es an den Seiten jeweils zwei Zonen mit rautenförmigem Knurling.
Hinten befindet sich neben den Bedienelementen auch ein OLED-Display zur Statusanzeige, weshalb die Lampe dort etwas dicker ist.
Konstruktiv ist die EDC23 mehrschichtig aufgebaut: Die Elektronik befindet sich in einem Kunststoffrahmen, welcher von geformten Metallschalen umgeben ist. Um die Kühlung der LEDs zu verbessern, wird die Wärme über eine Art Heatpipe auf die Rückseite der Lampe geleitet und dort über einen großen Kühlkörper abgeführt. Er wird durch den Clip verdeckt, sodass er normalerweise nicht direkt berührt wird.
Der Clip erstreckt sich fast über die gesamte Länge der Lampe und wirkt etwas überdimensioniert. Möglicherweise wollte Nitecore den Clip der anderen EDC-Modelle weiternutzen. Zur Befestigung wird er in einen kleinen Schlitz im Gehäuse geschoben und mit zwei T6-Schrauben gesichert.
Die Öffnung des Clips steht weit ab, um das Einführen zu erleichtern. Andererseits empfand ich diese Spitze als störend. Eine Z-Form wäre vielleicht sinnvoller gewesen. Am hinteren Ende befindet sich eine Öse zur Befestigung der Handschlaufe. Wenn der Clip entfernt wird, kann somit aber auch keine Handschlaufe mehr befestigt werden. (Ausnahme: Mit etwas Fingerspitzengefühl lässt sich eine dünne Schnur durch die Löcher der Schrauben fädeln.)
Der gravierendste Nachteil dieser Konstruktion ist meiner Meinung nach jedoch, dass die Lampe weit aus der Tasche herausragt. Eine Lampe dieser Größe braucht einfach einen Clip, der ein tiefes Tragen ermöglicht.
Das Aufladen der Taschenlampe erfolgt über einen USB-C Anschluss. Eine Abdeckung sorgt für einen gewissen Schutz gegen Schmutz und Wasser. Bei der EDC23 habe ich allerdings Zweifel an der Notwendigkeit einer solchen Maßnahme.
Der Ladefortschritt kann auf dem OLED-Display mitverfolgt werden. Anstelle einer Prozentanzeige wird die Akkuspannung angezeigt. Das Display ist sowohl während des Ladens als auch danach aktiv, bis das USB-Kabel abgezogen wird.
Mit 1,5 A ist der Ladevorgang angenehm schnell und bereits nach knapp 1,5 Stunden abgeschlossen. Die Lampe erwärmt sich dabei jedoch auf 45 °C. Da sich der Akku nicht wechseln lässt und man die Lampe ggf. mit einer Powerbank nachladen muss, wäre ein effizienterer Laderegler schön gewesen. Während des Ladens kann die Lampe – mit Ausnahme von Turbo und Strobe – normal genutzt werden.
Die Verarbeitung macht auf mich rundherum einen überwiegend guten Eindruck. Die Tasten haben ein wenig mehr Spiel als ich erwartet hatte, die Plastiknasen am vorderen Ende ließen mich erst an einen Produktionsfehler denken (haben aber auch auf offiziellen Produktbildern diese Form).
Sorgen bereitet mir allerdings die Schutzart von lediglich IP54. Die letzte Zahl gibt den Schutz gegen Wasser an und bedeutet in diesem Fall „Schutz gegen allseitiges Spritzwasser“. Ein paar Regentropfen sind sicher kein Problem für die EDC23, aber wenn die Lampe mal in einer Pfütze landet, könnte sie bereits Schaden nehmen. Eine EDC-Lampe – noch dazu mit taktischem Charakter – sollte schon etwas mehr aushalten. Tim McMahon hat kürzlich die sehr ähnliche EDC29 zerlegt und den Vorgang in einem Video dokumentiert:
Richtige Dichtungen sind anscheinend nicht vorhanden. Somit kann Wasser insbesondere im Bereich der Taster eindringen, es findet aber auch einen Weg unter den Metallschalen hindurch. Die Abdeckung des USB-Anschlusses dürfte somit keine große Wirkung erzielen. Eine schöne alternative wäre ein intern abgedichteter USB-Anschluss ohne Abdeckung gewesen, wie man ihn beispielsweise in vielen Smartphones findet.
Irgendwann wird die Leistungsfähigkeit des Akkus nachlassen. Da er fest integriert ist und sich nicht tauschen lässt, bedeutet dies auch das Ende für die Taschenlampe. Ein Problem, das aber die meisten Lampen dieser Bauform betrifft.
Bedienung und Funktion
Bei einer „taktischen“ Taschenlampe lege ich Wert auf eine durchdachte Bedienung, die auch in hektischen Situationen eine zuverlässige Nutzung ermöglicht. Sinnvoll sind ein Schnellzugriff auf den Turbo und ggf. Strobe sowie eine vorhersehbare Helligkeit beim Einschalten (entweder immer in der gleichen Helligkeit starten oder zuverlässiger Memory).
Zu diesem Zweck verfügt die EDC23 über mehrere Tasten: eine etwas hervorstehende Power-Taste, eine flache Mode-Taste und ein Schalter für die Tastensperre. Beide Tasten haben zwei elektronische Schaltstufen.
Mit einem vollständigen Drücken der Power-Taste bis zur zweiten Schaltstufe (1050 g Betätigungskraft) wird die Lampe ein- und ausgeschaltet. Durch kurzes Antippen bis zur ersten Stufe (220 g) lässt sich die Helligkeit bei eingeschalteter Lampe schrittweise in vier Stufen erhöhen: Ultralow, Low, Medium und High.
Tippt man den Taster bei ausgeschalteter Lampe an, lässt sich die Helligkeit vorab wählen (die Stufe wird auf dem Display angezeigt). Ein Halten der Power-Taste in der ersten Stufe aktiviert vorübergehend den Ultralow-Modus, sowohl bei aus- als auch bei eingeschalteter Lampe (beispielsweise um ein Dokument zu prüfen und dafür kurzzeitig die Helligkeit zu reduzieren, um nicht geblendet zu werden).
Die Mode-Taste bietet ausschließlich einen momentanen Direktzugriff auf den Turbo und Strobe. Durch Halten der Mode-Taste in der ersten Stufe (450 g) wird der Turbo aktiviert. Während der Nutzung zeigt ein Balken auf dem Display die verbleibende Restlaufzeit an – und er bewegt sich schnell! Bei kalter Lampe sind maximal acht Sekunden am Stück möglich und die Lampe schaltet auf eine niedrigere Stufe herunter. Lässt man die Taste los, füllt sich die Fortschrittsanzeige langsam in Abhängigkeit der Temperatur. Bei bereits warmer Lampe ist somit nur eine kürzere Nutzung möglich. Da ich den Turbo immer nur kurzzeitig nutze, hat mich die kurze Laufzeit nie gestört. Ist halt wirklich ein Turbo und keine dauerfeste Stufe (dazu benötigt man dann halt eine größere Lampe).
Drückt man die Mode-Taste vollständig durch (950 g), aktiviert man den Strobe. Nicht nur die Frequenz wechselt ständig, auch der Tastgrad wird dauernd geändert. Dadurch wirkt der Strobe besonders desorientierend.
Bleibt noch die „Rapid Lock“ genannte Tastensperre: Ein seitlich angebrachter Schiebeschalter sperrt in der oberen Position alle Tasten. Dies wird als „Full Lockout (Lockout 2)“ bezeichnet.
Hält man beim Aktivieren der Tastensperre die Mode-Taste gedrückt, gelangt man in den „Semi Lockout (Lockout 1)“, bei dem nur die Power-Taste gesperrt wird. Die Mode-Taste steht dann weiterhin für den Turbo und Strobe zur Verfügung.
Bei eingeschalteter Lampe wird der aktuelle Status nach jedem Tastendruck für 10 Sekunden auf dem OLED-Display angezeigt. Nacheinander erscheinen die aktuelle Stufe mit Angabe der Lumen und die verbleibende Laufzeit in dieser Stufe. Bei ausgeschalteter Lampe werden beim Antippen der Power-Taste für zwei Sekunden die gewählte Stufe sowie die Akkuspannung angezeigt.
Etwas „gimmicky“ (in Ermangelung eines besseren deutschen Wortes) ist dieses Display ja. Ein paar LEDs wie bei der EDC25 wären wohl ebenfalls ausreichend gewesen. Andererseits stört es mich auch nicht wirklich und besonders die Anzeige der Restlaufzeit ist äußerst praktisch.
Ein besonderes Feature verbirgt sich vorne zwischen den beiden LEDs: ein Helligkeitssensor, welcher die Helligkeit reduziert, wenn ein Objekt vor den Emittern erkannt wird. Dies soll das Risiko eines Feuers bei unbeabsichtigtem Einschalten reduzieren. Allerdings ist der Sensor nur in Stufe High und nur direkt beim Einschalten aktiv. Nach dem Auslösen lässt er sich durch ein kurzes Antippen der Power-Taste vorübergehend deaktivieren. In der Praxis ist mir diese Funktion noch nie negativ aufgefallen.
In der Handhabung konnte mich die EDC23 überzeugen. Sie liegt gut in der Hand und lässt sich vollständig mit dem Daumen bedienen, ohne umgreifen zu müssen. Für Nutzer mit großen Händen könnte sie eventuell ein wenig zu klein sein, für meine Hände hat sie aber die perfekte Größe.
Lichtbild
Gleich vorweg: Ein „schönes“ Licht mit warmweißer Farbtemperatur, neutraler Färbung und hoher Farbwiedergabe bekommt man mit der EDC23 nicht. Von einer taktischen Taschenlampe, bei welcher der Fokus auf Effizienz und maximaler Leistung liegt, erwarte ich das aber auch gar nicht.
Verbaut sind zwei „NiteLab UHi 25“ LEDs. So werden sie von Nitecore vermarktet, allerdings weisen sie eine sehr hohe Ähnlichkeit mit der Luminus SFT-25R auf. Vielleicht wurden spezielle Wünsche von Nitecore bei der Produktion berücksichtigt, vielleicht sind sie aber auch identisch. So oder so handelt es sich dabei um eine interessante LED, da sie mit ihrer recht kleinen und runden Leuchtfläche perfekt für kleine Thrower geeignet ist.
In der EDC23 machen die LEDs eine gute Figur. Die zwei kleinen, texturierten (Orange Peel) Reflektoren erzeugen einen kräftigen Spot mit weicher Corona mit erfreulich hoher Reichweite für eine so kleine Lampe. Das Glas vor den Emittern ist mit einer magentafarbenen Antireflexbeschichtung versehen.
Die Farbtemperatur liegt geschätzt bei knapp unter 6000 K. Ein leichter Grünstich ist leider nicht zu leugnen, was bei effizienten LEDs allerdings durchaus zu erwarten war. Auch bei der Farbwiedergabe sollte man keine allzu hohen Erwartungen haben.
Wegen der flachen Bauform der Taschenlampe ergibt sich durch den Bezel oben und unten eine leichte Abschattung im Spill. Dies empfinde ich in der Praxis allerdings nicht als störend.
Durch die weiche Corona um den Spot eignet sich das Lichtbild sowohl für mittlere als auch große Entfernungen bis etwa 80 m. Für eine längere Laufzeit bietet es sich an, auf kurzer Distanz die Helligkeit zu reduzieren und den intensiven Spot zu nutzen. Auch die niedrigste Helligkeit reicht für einige Meter. Im Nahbereich, beispielsweise beim Lesen von Dokumenten, muss man dem Blick mit dem Spot folgen.
Treiber und Laufzeit
Die Kombination aus effizienten LEDs mit einem effizienten Treiber ermöglicht eine angenehm lange Laufzeit. Meistens nutze ich die Stufen Low oder Medium mit einer Laufzeit von 11 bzw. 3:45 Stunden, sodass die Lampe nur selten laden werden muss. Die auf dem Display angezeigte Restlaufzeit ist dabei ganz praktisch für die Einschätzung, ob die Akkuladung noch für den Einsatz reicht.
Modus | Helligkeit¹ | Laufzeit¹ | Intensität¹ (Reichweite²) | |
---|---|---|---|---|
Turbo | 2500 lm | ––– | 20 720 cd | (280 m) |
High | 1100 lm | 1:30 h | 8 800 cd | (185 m) |
Medium | 200 lm | 3:45 h | 2 000 cd | (90 m) |
Low | 65 lm | 11 h | 680 cd | (50 m) |
Ultralow | 15 lm | 39 h | 145 cd | (24 m) |
In der hellsten Stufe „High“ steigt die Helligkeit zunächst an, während sich die Taschenlampe erwärmt. Vermutlich ändern sich die Eigenschaften mancher Bauteile in Abhängigkeit von der Temperatur. Nach etwa drei Minuten erreicht die Lampe eine Temperatur von 50 °C und die Helligkeit wird reduziert. Alle anderen Stufen laufen bis kurz vor Schluss mit konstanter Helligkeit durch. Es folgt ein kurzer Stepdown auf die niedrigeren Stufen, gefolgt von einer längeren Zeit auf niedrigster Helligkeit, bevor sich die Lampe abschaltet.
Die EDC23 hat eine aktive Temperaturregelung und passt die Helligkeit so an, dass die Temperatur möglichst konstant gehalten wird. Warum die Regelung teilweise mit kleinen Stufen und in anderen Fällen gleichmäßig erfolgt, kann ich leider auch nicht erklären.
Den Turbo habe ich von meinen regulären Laufzeittests ausgenommen, da er nur beim Halten der Taste aktiv ist und immer nur kurze Zeit zur Verfügung steht. Im Maximum sind acht Sekunden am Stück möglich, bei bereits heißer Lampe kann sich diese Zeit aber auf zwei Sekunden reduzieren. Durch die hohe Temperatur schaltet sie dann direkt auf eine deutlich niedrigere Stufe herunter. Im folgenden Test hatte ich die Leistungsfähigkeit der Lampe komplett ausgereizt:
Die Leistungsaufnahme konnte ich wegen des fest verbauten Akkus nicht messen. Aber immerhin wird die Akkuspannung auf dem Display angezeigt, sodass ich feststellen konnte, dass sich die Lampe bei Unterschreiten von etwa 2,8 V abschaltet, um eine Tiefentladung des Akkus zu verhindern.
Alle Stufen werden über den Konstantstromtreiber ohne PWM geregelt. Lediglich im Turbo sind mit dem Oszilloskop kurze Helligkeitseinbrüche mit schnellen 19 kHz zu messen, die mit dem Auge aber nicht zu sehen sind.
Fazit
Seit einigen Wochen begleitet mich die Nitecore EDC23 als EDC-Taschenlampe durch den Alltag. Durch die flache Bauform und die kompakten Maße verschwindet sie unauffällig in der Hosentasche. Trotzdem bietet sie eine für diese Größe unerwartet hohe Leistung bei gleichzeitig langer Laufzeit. Besonders gefällt mir die Bedienung mit der separaten Taste für den Turbo und dem Schiebeschalter für die Tastensperre.
Das Lichtbild ist auf hohe Effizienz und Reichweite optimiert. Kompromisse muss man daher insbesondere bei der Lichtfarbe eingehen: ein leichter Grünstich und eine niedrige Farbwiedergabe sind die Folge. Schön wäre ein Clip, mit dem sich die Lampe tiefer in der Tasche tragen lässt.
Neugierig geworden? Hier geht es zur Nitecore EDC23 auf der Webseite des offiziellen deutschen Distributors.
Die Lampe wurde mir vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich habe keine weitere Vergütung erhalten und das Review spiegelt meine eigene Meinung wider.