XTAR VX4 „Visible Mixer“
XTAR scheint Gefallen an „1,5 V Li-Ion Akkus“ gefunden zu haben und hat passend dazu ein neues Ladegerät entwickelt, das mehr kann als diesen Akkutyp nur zu laden.
Das XTAR VX4 unterstützt Li-Ion, NiMH, LiFePO₄ sowie 1,5 V Li-Ion Akkus und kann diese Typen nicht nur laden, sondern auch deren Kapazität bestimmen.
Überblick
Den „Visible Mixer”, wie das VX4 auch genannt wird, gibt es entweder einzeln oder im Set mit einem 20 W USB-C Netzteil (5 V 3 A / 9 V 2,22 A / 12 V 1,67 A). Die ausführliche Anleitung umfasst elf Sprachen (CN, EN, RU, DE, FR, ES, IT, TR, JA, EL, PL).
Vier Ladeschächte, drei Tasten und darüber ein großes Display, seitlich und unten Lüftungsschlitze. Die Ladeschächte machen dabei nur knapp über die Hälfte der Länge des Gerätes aus.
Hinten befindet sich ein USB-C Anschluss für die Stromversorgung. Zwar funktioniert das VX4 auch mit einem klassischen 5 V Netzteil, für die volle Ladegeschwindigkeit wird allerdings ein leistungsstärkeres USB PD/QC Netzteil benötigt.
Loben muss ich die Akkukontakte: Auf beiden Seiten gibt es kleine Nippel, wodurch auch bei unterschiedlichen Akkugrößen ein guter Kontakt gewährleistet wird. Einzig bei Flat-Top-Akkus mit weit hervorstehendem Wrapper könnte es am positiven Kontakt Probleme geben. Bei dünnen Akkus (z.B. AAA) sollte man kontrollieren, ob sie richtig sitzen.
Die Schlitten laufen gut und ohne sich zu verhaken. So lassen sich Akkus auch einhändig einlegen, ohne dass man den Schlitten vorher zurückziehen muss.
Die Schächte haben eine Länge von 29,0 bis 80,5 mm und unterstützen damit eine Vielzahl von Akkugrößen. Selbst viele 26800 Akkus passen noch knapp hinein.
Bezüglich der Breite gibt es leichte Unterschiede: Die beiden äußeren Schächte nehmen jeweils Akkus bis zu einem Durchmesser von etwa 33 mm auf, während die beiden mittleren mit rund 23 mm ein Stück schmaler sind. Insgesamt stehen in der Breite 112 mm zur Verfügung. Damit lassen sich beispielsweise vier 21700 Akkus oder aber zwei 26650 gemeinsam mit ein oder zwei schmaleren Akkus gleichzeitig laden.
Auf der Unterseite des VX4 befindet sich eine Liste der elektrischen Parameter und unterstützter Akkugrößen. Natürlich lassen sich auch andere Größen laden, die nicht explizit angegeben sind, sofern sie in das Gerät passen.
Bei den vier Füßen wurde leider etwas gespart: Sie sind Teil des Gehäuses, bestehen somit aus Kunststoff. Das führt dazu, dass das Ladegerät auf dem Tisch leicht verrutscht und beim Einlegen von Akkus in der Regel festgehalten werden muss. Ein paar Gummifüße wären sinnvoll gewesen.
Mit Abmessungen von 171 × 129 × 41 mm und einem Gewicht von 313 g ist das VX4 nicht gerade kompakt. Im Vergleich dazu wirkt das XTAR VC4SL geradezu grazil.
Die Verarbeitungsqualität ist auf sehr hohem Niveau. Alles passt perfekt, nichts knarzt und das Gehäuse ist sehr verwindungssteif.
Bedienung und Funktionen
Ob das große Display namensgebend für den „Visible Mixer“ ist? Mit einer Diagonalen von 95 mm und den großen Zahlen ist es auf jeden Fall leicht abzulesen. Dank der hohen Helligkeit und dem guten Kontrast der weißen Schrift auf blauem Hintergrund ist es selbst bei Sonne problemlos zu erkennen. Nach einer Minute wird die Helligkeit automatisch reduziert. Auf Wunsch lässt sich das Display aber auch komplett abschalten (siehe unten).
Nach dem Einschalten werden kurzzeitig alle Segmente des Displays angezeigt. Im regulären Betrieb wird für jeden belegten Schacht der Akkutyp, seien Spannung und der momentane Lade-/Entladestrom angezeigt. Der Fortschritt wird zusätzlich über ein animiertes Piktogramm dargestellt. Am oberen Rand befindet sich ein Indikator für die Betriebsart: „CHG“ (Charge) für Laden bzw. „Grad.“ (Grade) für den Kapazitätstest.
Unter dem Display befinden sich drei Tasten zur Steuerung des Ladegeräts. Je nach Beleuchtung ist deren Beschriftung schlecht bis gar nicht zu erkennen. Von links nach rechts lautet sie: „C/V“, „MODE“ und „mWh/mAh“. Beim Drücken erzeugen sie ein deutlich hör- und spürbares Knacken. Ihre Funktion ist schnell erklärt:
Kurzes Drücken | Langes Drücken | |
---|---|---|
C/V | Ladestrombegrenzung wählen | Zwischen Standard- und LiFePO₄-Lademodus umschalten |
MODE | Anzeige zwischen aktuellem Ladestrom und geladener Kapazität umschalten | Umschalten zwischen Lademodus und Kapazitätstest |
mWh/mAh | Im 1,5 V Li-Ion Modus zwischen mWh und mAh umschalten | Displaybeleuchtung abschalten |
Über einen kurzen Druck auf die C/V-Taste lässt sich der Ladestrom in fünf Stufen begrenzen (250, 500, 1000, 2000, 3000 mA). Der tatsächliche Ladestrom hängt aber ebenfalls von der Anzahl der eingelegten Akkus sowie dem gemessenen Innenwiderstand ab. So kann es passieren, dass man einen einzelnen Akku mit 2000 mA laden möchte, er durch schlechten Kontakt oder eine ungenaue Messung nur mit 500 mA geladen wird. Der Innenwiderstand wird zwar gemessen, um den maximalen Ladestrom zu bestimmen, aber nicht angezeigt. Wirklich genau ist diese Form der Messung aber ohnehin nicht.
Ein langes Drücken der MODE-Taste wechselt zwischen dem normalen Lademodus und dem Kapazitätstest, in welchem der Akku zuerst geladen, dann entladen und schließlich wieder geladen wird. Beim Entladen wird die Kapazität bestimmt und anschließend auf dem Display angezeigt. Der Entladestrom ist jedoch fest auf ungefähr 300 mA eingestellt und lässt sich nicht ändern. Bei großen Akkus kann es also schonmal über einen halben Tag lang dauern.
Wichtig: Sämtliche Einstellungen gelten für alle vier Schächte gemeinsam! Das gilt sowohl für die eingestellte Ladestrombegrenzung, als auch für die Betriebsart oder den LiFePO₄-Modus. Die Typen NiMH und 1,5 V Li-Ion werden automatisch erkannt und lassen sich somit gemeinsam mit normalen Li-Ion Akkus laden. Li-Ion und LiFePO₄-Akkus müssen hingegen nacheinander geladen werden. Eine automatische Erkennung von LiFePO₄-Akkus ist nicht möglich. Versucht man sie im normalen Li-Ion Modus zu laden, würden sie überladen und beschädigt werden.
Die dritte Taste funktioniert leider nur bei 1,5 V Li-Ion Akkus und wechselt dort die Anzeige zwischen mAh und mWh. Ein langer Druck schaltet die Beleuchtung des Displays ab. Der nächste Tastendruck schaltet es wieder ein.
Messungen
Da der Kapazitätstest am Ende den normalen Ladevorgang beinhaltet, habe ich mich in den folgenden Darstellungen auf diesen Modus beschränkt.
An dieser Stelle der Hinweis, dass es sich hierbei nicht um hochpräzise Labormessungen handelt. Die Elektrotechnik ist lediglich eines meiner Hobbys, wodurch mir diverse Messgeräte zur Verfügung stehen, mit denen man den einen oder anderen Einblick in die Funktionsweise bekommen kann. So habe ich für viele Messungen in diesem Review lediglich zwei einfache Multimeter mit Bluetooth-Schnittstelle verwendet. Eines zur Spannungsmessung, das andere zur Strommessung über einen Shunt (wiederum mit den vorhandenen Materialien – zwei parallelen 0,1 Ω 10 W Lastwiderständen). Außerdem sind die hier gezeigten Messungen nur als Stichproben zu verstehen.
Weitere Messungen sind in dem tollen Review von Tim McMahon zu finden.
Li-Ion
Li-Ion Akkus können mit 250, 500, 1000, 2000 oder 3000 mA geladen werden. Der tatsächliche Ladestrom wird aber auch durch die Anzahl der eingelegten Akkus sowie den gemessenen Innenwiderstand begrenzt. In meinem Test musste ich die Ladekontakte gründliche reinigen und fest zusammendrücken, damit der Akku mit mehr als 250 mA geladen wurde. Das ist zum Teil aber auch meinem Messaufbau geschuldet, der den Widerstand erhöht.
Beim CC/CV-Ladeverfahren von Li-Ion Akkus kann man recht wenig falsch machen, solange 4,20 V nicht deutlich überschritten werden und der Ladevorgang bei ausreichend niedrigem Strom beendet wird. Beides sieht beim VX4 gut aus. Der Ladestrom ist zwar etwas ungleichmäßig, das stört aber nicht weiter.
Im LiFePO₄-Modus wird die Schlussspannung entsprechend reduziert (3,65 V laut Bedienungsanleitung). Leider habe ich keinen entsprechenden Akku, der in das Ladegerät passt.
NiMH
Anders als bei Li-Ion Akkus werden NiMH-Akkus im VX4 mit fest eingestellten 500 mA geladen. Für manche Größen ist dieser Strom etwas zu hoch, für andere deutlich geringer als theoretisch möglich, sodass der Ladevorgang entsprechend länger dauert.
Bei NiMH-Akkus wird der Ladestrom immer wieder kurz unterbrochen, um die Leerlaufspannung der Akkus zu messen. Dadurch ergeben sich im Diagramm die großen Schwankungen. Dies ist das übliche Ladeverfahren und völlig in Ordnung. Durch meinen Messaufbau ist der Effekt etwas stärker als normal, das VX4 hatte damit aber keine Probleme. Augenscheinlich war es sogar in der Lage, den Ladevorgang mit dem -dV/dt Verfahren zu beenden.
Zu Beginn werden die Akkus mit einem reduzierten Strom von etwa 180 mA vorgeladen, nach rund zehn Minuten wird der Strom auf 500 mA erhöht. Nach der Terminierung findet zwei Stunden lang ein Erhaltungsladen statt.
1,5 V Li-Ion
Bei diesem Typ handelt es sich um Li-Ion Akkus, die mit einem winzigen Spannungswandler ausgestattet sind. Dieser erzeugt aus den 2,7 – 4,2 V des Li-Ion Akkus konstante 1,5 V. Dieser Typ macht immer dann Sinn, wenn Geräte Probleme mit der niedrigen Spannung von NiMH-Akkus oder teilweise entladenen Alkalinebatterien haben.
Viele Modelle dieses Typs haben die Ladeschaltung ebenfalls integriert und müssen lediglich von außen mit 5 V versorgt werden. Das macht das „Ladegerät“ zu nicht viel mehr als einer Akkuhalterung. Durch die Kapazitätsmessfunktion kann das VX4 aber mehr. Laut Hersteller soll es sich dabei um das erste Ladegerät handeln, welches die Kapazität von 1,5 V Li-Ion Akkus bestimmen kann. (Tatsächlich ist mir bislang kein anderes Ladegerät mit dieser Funktion bekannt, mit Ausnahme des Gyrfalcon S8000, das allerdings noch nicht ganz auf dem Markt erschienen ist.)
Die ermittelte Kapazität stimmt mit meinen eigenen Messungen überein – und liegt ebenfalls deutlich unter der beworbenen Kapazität, die sich auf die interne Zelle bezieht und die Verluste durch den Spannungswandler nicht einbezieht.
Fazit
Das XTAR VX4 ist ein Kombiladegerät für Li-Ion, NiMH, LiFePO₄ und 1,5 V Li-Ion Akkus. Der Ladestrom (maximal 3000 mA) lässt sich manuell in fünf Stufen bis 250 mA begrenzen, allerdings nur für alle vier Schächte gemeinsam und durch die empfindliche Innenwiderstandsmessung kann der tatsächliche Ladestrom auch deutlich niedriger als gewählt ausfallen. NiMH-Akkus werden unabhängig der Einstellung immer mit 500 mA geladen.
Als Zusatzfunktion gibt es den Kapazitätstest, mit dem sich die Kapazität der Akkus bestimmen lässt. Er funktioniert auch für 1,5 V Li-Ion Akkus. Mit einem Entladestrom von nur 300 mA kann der Test aber eine Weile dauern. Schön ist das große Display, auf dem man den Ladefortschritt leicht ablesen kann.
Insgesamt sind die Einstellmöglichkeiten und Funktionen überschaubar. Wenn man auf den Kapazitätstest, den einstellbaren Ladestrom und die etwas längeren Schächte verzichten kann, wäre das kompaktere XTAR MX4 eine gute Alternative.
Das Ladegerät wurde mir vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich habe keine weitere Vergütung erhalten und das Review spiegelt meine eigene Meinung wider.