30 September 2022 20:57

ThruNite BSS V5

Eine weitere Taschenlampe mit taktischem Auftreten, die ThruNite BSS V5. Das BSS steht für „Black Scout Survival“ und weist auf die Zusammenarbeit mit der BSS-Marke hin, welche für Outdoor, Survival und taktische Einsätze steht.

Die Erwartungen sind hoch. Eine Lampe, die auch in widrigen Umständen zuverlässig arbeiten und bei anspruchsvollen Tätigkeiten unterstützen soll. Kann die BSS V5 diese Erwartungen erfüllen?

Lieferumfang und Hardware

Die Taschenlampe kommt mit reichlich Zubehör in einer umweltbewussten Schachtel aus recyceltem Karton. Mit dabei sind:

  • 18650 Li-Ion Akku mit 3100 mAh (geschützt, Button-Top, bei Lieferung 3,6 V)
  • Zweiwege-Clip (lose)
  • Handschlaufe
  • USB-C Ladekabel
  • Holster
  • Roter Farbfilter
  • „Strike Bezel“
  • Ersatzabdeckung für USB-Anschluss
  • zwei Ersatz O-Ringe
  • Anleitung (CN, EN, JP, DE)

Es gab kein Isolierplättchen für den Transport und alles war ordentlich festgezogen (auch wenn eine Karte darauf hinweist, man solle dies vor Benutzung machen). Die Taschenlampe war lediglich softwareseitig gesperrt und konnte nach Lesen der Anleitung durch langes Drücken des Seitentasters entsperrt werden.

Lieferumfang

Das Aluminium ist schwarz anodisiert. Laut Anleitung handelt es sich dabei um eine Typ-III Anodisierung und somit vergleichsweise widerstandsfähig ist. Die matte Oberfläche zusammen mit der Riffelung des Akkurohrs sorgen für einen angenehmen und zuverlässigen Griff. Die Verarbeitung ist erstklassig: Keinerlei Defekte und alle Kanten sind ordentlich entgratet. Am Kopf ist prominent das „Black Scout Survival“ Logo eingelasert.

Mit einer Länge von 143 mm (bzw. 138 mm ohne den „Strike Bezel“) gehört die BBS V5 eher zu den längeren Vertretern der 18650 Lampen. Der Kopf hat einen Durchmesser von 25,5 mm (dickste Stelle 28,5 mm). Mit Akku wiegt sie 138 g (bzw. 87 g ohne Akku).

Sofirn SP35 | ThruNite BSS V5 | Wurkkos FC12

Länge und Gewicht sind sicherlich von Vorteil, sollte die Lampe doch mal zur Verteidigung genutzt werden. Der gezackte „Strike Bezel“ aus Edelstahl flößt bereits Respekt ein und dürfte bei Anwendung einen wirkungsvollen Eindruck hinterlassen.

„Strike Bezel“ mit spitzen Zacken

Der Bezel ist eingeschraubt und lässt sich leicht entfernen. Ohne Bezel sieht die BBS V5 allerdings etwas nackt aus. Schön wäre ein alltagstauglicherer Bezel ohne Zacken, den ThruNite leider nicht anbietet.

Ohne Bezel etwas nackt

Für den unauffälligen Einsatz bei Nacht wird ein roter Interferenzfilter mitgeliefert, welcher sich statt des Strike Bezels aufschrauben lässt. Auf den ersten Blick sieht dieser gar nicht rot aus, was aber daran liegt, dass alle Farben außer rot reflektiert werden. Das durchscheinende Licht ist tatsächlich überwiegend rot.

Interferenzfilter in rot – sieht komisch aus … … ist aber so.

Form und Textur des Strike Bezels haben mich direkt an die Wurkkos TS30S erinnert, welche mit einem noch extremeren Bezel dieser Art kommt.

Zwei Lampen mit taktischem Bezel Wurkkos TS30S | ThruNite BSS V5

Eine Möglichkeit zum Tragen der Lampe bietet der aufsteckbare Zweiwege-Clip. Für „Deep Carry“ reicht es nicht ganz – die Endkappe steht über. Die kleine, abgerundete Öffnung macht es zudem schwer, den Clip zu nutzen, ohne ihn zuvor etwas zu öffnen. Allgemein verstehe ich den Sinn eines Zweiwege-Clips bei einer so großen Lampe nicht. Ein einfacher, tiefer Clip mit großer Öffnung hätte mir besser gefallen.

Zweiwege-Clip zum Anstecken

Zur Befestigung einer Handschlaufe stehen zwei Löcher/Schlitze an der Endkappe zur Verfügung. Dann ist ein Tailstand aber deutlich schwieriger. Jeweils zwei kleine Löcher direkt nebeneinander würden das Problem lösen.

Alternativ kann die Lampe im mitgelieferten Holster transportiert werden. Es verfügt über einen kleinen D-Ring und eine feste Schlaufe an der Rückseite und wird über Klett geschlossen. Das funktioniert sowohl mit als auch ohne Strike Bezel.

Ein Holster wird mitgeliefert D-Ring und Schlaufe zur Befestigung

Gegenüber des Seitentasters befindet sich ein USB-C Anschluss zum Aufladen des Akkus. In meinem Test erfolgte das bei etwa 2,1 A. Am Ende, nach knapp über zwei Stunden, hatte der Akku 4,1 V – war also nicht ganz voll, dürfte dafür aber etwas länger leben. Während des Ladevorgangs stehen lediglich die Stufen Firefly und Low zur Verfügung. Der Ladefortschritt wird über die Tasterbeleuchtung in rot/blau signalisiert.

USB-C zum Aufladen

Der Ladeanschluss wird durch einen Silikonstöpsel vor eindringendem Schmutz und Wasser geschützt. ThruNite gibt die Schutzart mit IPX8 an, was ein Untertauchen bis zwei Meter bedeutet – vorausgesetzt, der Stöpsel sitzt richtig. Denn leider öffnet sich die Abdeckung ziemlich leicht versehentlich. Gerade bei einer taktischen Lampe hätte ich mir hier etwas Zuverlässigeres gewünscht.

Silikonabdeckung des USB-C Anschlusses

Grundsätzlich ist die BSS V5 mit den meisten hochstromfähigen 18650 Li-Ion Akkus kompatibel. Am Kopf erfolgt der Kontakt über einen Messingkontakt, in der Endkappe über eine doppelte Feder. Der mitgelieferte, geschützte Button-Top-Akku ist etwa 70 mm lang. Besonders kurze 18650 Akkus könnten eventuell etwas locker sitzen, klappern und bei Stößen zu kurzen Aussetzern führen.

Doppeltes Akkurohr, doppelte Feder

Ein kompletter mechanischer Lockout ist nicht möglich, da die Gewinde nicht anodisiert sind. Der Seitentaster funktioniert also auch mit gelockerter Endkappe. Dreht man diese mindestens eine halbe Umdrehung, ist aber zumindest der Heckschalter außer Betrieb gesetzt. Das Akkurohr ist doppelt ausgeführt, wobei das innere Rohr das Signal des Heckschalters zum Treiber leitet und leicht gefedert ist.

Bedienung und Funktion

Zwei Taster ermöglichen eine intuitive und direkte Bedienung: Alle Funktionen lassen sich über den Seitentaster aus Metall steuern. Dieser ist bündig mit dem geschraubten Bezel des Tasters und muss recht kräftig gedrückt werden, wodurch ein versehentliches Betätigen in der Tasche erschwert wird. Drückt man ihn, spürt und hört man ein deutliches Klicken.

Seitentaster aus Metall
Funktionen des Seitentasters
ZustandAktionFunktion
Aus1 KlickEinschalten (vorherige Helligkeit: Low, Medium oder High)
AusHaltenFirefly
Aus/ein2 KlicksTurbo
Aus/ein3 KlicksStrobe
Ein1 KlickAusschalten
EinHaltenHelligkeit ändern: Low, Medium, High
FireflyHaltenLockout
LockoutHaltenEntsperren

Der Heckschalter aktiviert jederzeit den Turbo-Modus. Er lässt sich entweder kurz antippen (beispielsweise für Lichtsignale) oder durchdrücken, um den Turbo dauerhaft zu aktivieren (zumindest solange, bis die Helligkeit automatisch heruntergeregelt wird). Nach Loslassen bzw. Ausschalten des Heckschalters ist die Lampe ausgeschaltet, unabhängig vom vorherigen Zustand.

Heckschalter für den Turbo

Etwas ungewohnt ist das Sperren der Lampe (wodurch nicht nur der Seitentaster, sondern auch der Heckschalter gesperrt wird): Zuerst muss der Firefly-Modus durch Halten des Seitentasters aktiviert werden, anschließend muss er erneut gehalten werden. Dadurch ist es auch unmöglich, aus dem Firefly-Modus heraus direkt die Helligkeit zu erhöhen. Das weit verbreitete viermalige Klicken zum Sperren und Entsperren des Tasters wäre eine sinnvolle Alternative gewesen.

Lichtbild

Für ordentlich Licht sorgt die Luminus SST-70. Bis zu 2676 lm sollen es im Turbo sein. Leider ist sie farblich absolut keine Schönheit. Einen leichten Grünstich und Einbußen bei der Farbwiedergabe muss man daher leider hinnehmen. Trotz der Bezeichnung „kaltweiß“ würde ich es eher als rund 5500 K bezeichnen

Luminus SST-70 in glattem Reflektor

Die große LED in einem kleinen, glatten Reflektor produziert einen weichen Spot mit hellem Spill. Insgesamt würde ich den Beam als leicht flutig einstufen.

Ohne Bezel

Verwendet man den „Strike Bezel“, wird ein großer Teil des Spills abgeschattet. Ein weiterer Grund, warum der Lampe ein normaler Edelstahlbezel beigelegt werden sollte.

Abschattungen durch den Strike Bezel

Der Rotfilter erzeugt – wer hätte es gedacht – rotes Licht. Alles, was nicht rot ist, wird natürlich ausgefiltert, wodurch die Helligkeit deutlich niedriger ist und sich die Lampe schneller erwärmt.

Mit rotem Filter (gleiche Stufe, gleiche Belichtung)

Durch die Funktionsweise des Interferenzfilters kommt es leider zu einem Farbsaum am Rand. In der Praxis vielleicht weniger hilfreich, sieht aber toll aus. Insgesamt ist der Rotfilter heutzutage mehr eine Spielerei. Früher, als man noch Glühlampen genutzt hat, wäre er sinnvoll gewesen. Heutzutage nutzt man dann doch besser eine Lampe mit echter roter LED.

Farbenspiel mit dem roten Filter Abschattungen durch den Strike Bezel Ohne Bezel

Mit einem Stück d-c-fix konnte ich den Schatten und den Farbunterschied zwischen Spot und Spill deutlich reduzieren. Dadurch musste die Lampe zwar etwas Reichweite einbüßen, ist aber wesentlich angenehmer zu nutzen (auch mit Strike Bezel).

Mit d-c-fix (mit Strike Bezel) Mit d-c-fix (ohne Bezel)

Treiber und Laufzeit

Leider enttäuscht die ThruNite BSS V5 bei der Laufzeit. Dass der Turbo nur kurzzeitig volle Helligkeit liefert, war zu erwarten. Die angegebenen 120 Sekunden beziehen sich aber auf das Erreichen der heruntergeregelten Helligkeit. Dort leuchtet die Lampe dann aber nur halb so lange wie angegeben. Keine der gemessenen Laufzeiten erreicht auch nur annähernd die Herstellerangaben.

Helligkeit und Laufzeit nach Herstellerangaben
ModusHelligkeitLaufzeitIntensität
Firefly0,3 lm50 d
Low29 lm53 h
Medium355 lm4,5 h
High1433 / 605 lm145 s + 140 min
Turbo2676 / 610 lm120 s + 133 min16200 cd (255 m)
Strobe1200 lm220 min

Dafür ist die Regelung dank des Boost-Treibers recht ordentlich. Bei Medium erhält man über die gesamte Laufzeit eine gleichbleibende Helligkeit. Höhere Stufen regeln regelmäßig etwas herunter, wenn der Akku nicht mehr ausreichend Leistung liefern kann.

Während die normalen Stufen sinnvoll verteilt sind, ist der Unterschied zwischen High und Turbo nicht allzu groß und nur bei vollem Akku überhaupt richtig zu bemerken. Der Boost-Treiber regelt die Helligkeit komplett ohne PWM.

Bei ausgeschalteter Lampe benötigt der Treiber 80 µA. Während der Nutzung beträgt der Strom direkt nach Einschalten:

ModusStrom
Firefly–––
Low0,05 A
Medium0,65 A
High3,7 A
Turbo12,5 A

Im Seitentaster ist eine LED integriert, welche bei eingeschalteter Lampe dauerhaft den ungefähren Ladestand des Akkus anzeigt:

LEDLadestand
Blauüber 20%
Rot10% – 20%
Rot blinkendUnter 10%

Bei rund 2,7 V schaltet die Lampe ab, um vor Tiefentladung zu schützen. Nach einiger Zeit kann sich der Akku ein wenig erholen und ermöglicht noch eine kurze Zeit Licht in niedriger Stufe. Zuvor muss die Stromversorgung aber kurz unterbrochen werden, indem die Endkappe einmal abgeschraubt wird.

Fazit

Form, Verarbeitung und Handling überzeugen. Die Bedienung über die zwei Tasten ist praktisch, insbesondere durch den schnellen und unkomplizierten Zugriff auf den Turbo. Der „Strike Bezel“ mag für den einen mehr, für den anderen weniger nützlich sein – cool sieht er in jedem Fall aus.

Die LED könnte etwas weniger grün sein, sinnvolle Alternativen sind auf dem Markt vorhanden. Es wäre schön, wenn für den Alltag ein flacher Edelstahl-Bezel mitgeliefert werden würde und den Clip könnte man auch gleich durch einen einfacheren, aber nützlicheren ersetzen. Für eine taktische Lampe muss die USB-Abdeckung nachgebessert werden, da sie sich in dieser Form einfach zu leicht öffnet. Auch die Laufzeiten in der Anleitung sollte der Hersteller korrigieren.

Die Lampe wurde mir vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich habe keine weitere Vergütung erhalten und das Review spiegelt meine eigene Meinung wider.

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