21 Februar 2013 16:40

Farbmanagement mit Argyll CMS

Dem einen oder anderen ist vielleicht schonmal aufgefallen, dass ein Bild ausgedruckt oder auf einem fremden Bildschirm ganz anders aussieht als auf dem eigenen. Das liegt daran, dass die Ausgabemedien unterschiedliche Farbräume haben und Farben unterschiedlich wiedergeben.

Bis zu einem gewissen Grad kann man dieser unschönen Erscheinung entgegenwirken, indem man seinen Bildschirm kalibriert.

Farbmanagement zur Rettung

Die Anpassung der Farbe kann man zu einem komplexen Gebiet mit dem Namen "Farbmanagement" zusammenfassen. Das ist ein sehr spannendes, aber auch verwirrendes Thema und eigentlich möchte man ja nur ein besseres Bild haben.

Wem es also nur um "irgendwie" bessere Farben geht, kann stur der Anleitung unten folgen. Alle anderen können sich die folgenden Abschnitte und auch eine recht gute Erklärung von Andreas Beitinger durchlesen.

Kalibrierung vs. Profilierung

Wenn man in das Thema des Farbmanagements einsteigt, stolpert man üblicherweise über einen Haufen von Begriffen. Die beiden Begriffe Kalibrierung und Profilierung werden oftmals synonym verwendet, haben aber eine unterschiedliche Bedeutung, was schnell zu Verwirrungen führen kann.

Kalibrierung beschreibt den Vorgang, die Ausgabe auf bestimmte Werte einzustellen. Wenn man einen Bildschirm kalibriert, verändert man also dessen Einstellungen, sodass man nahe an einen Sollwert gelangt.

Bei der Profilierung wird lediglich die Ausgabe gemessen und die Abweichungen zum Soll festgehalten. So kann man im Anschluss sagen, was das Ausgabegerät (der Bildschirm) darstellen kann und wie er es macht. Aus einem solchen Profil können Programme anschließend Farben in den Zielfarbraum umwandeln und somit möglichst korrekt darstellen.

Argyll CMS

Die Messung des Bildschirm erfordert ein spezielles Messgerät. Ich habe ein Huey Pro, weit verbreitet sind aber auch die Geräte aus der Spyder-Serie. Die Hersteller liefern für Windows und Mac OS Programme zur Messung mit, die konnten mich aber nicht so wirklich überzeugen. Für Linux muss man dann in jedem Fall auf eine andere Lösung umsteigen.

Argyll CMS ist eine umfangreiche Programmsammlung, die Linux, Windows und Mac OS läuft. Der Funktionsumfang betrifft den der Herstellerprogramme um Welten, was die Bedienung aber auch etwas erschwert. Mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung ist das aber kein großes Problem.

Vorbereitungen

  1. Installation
    Argyll CMS installieren, ggf. auch Gerätetreiber laut Herstelleranweisung, Messgerät anschließen.
  2. Monitor aufwärmen
    In den ersten Minuten ändert sich die Darstellung des Bildes, nicht nur bei Röhrenbildschirmen. 30 Minuten sollten i.d.R. reichen.
  3. Fremdlicht beseitigen
    Seitlich einfallendes oder helles Licht kann die Messung beeinflussen. Am besten Licht aus und Jalousie zu.

Vorgehen auf der Konsole …

  1. Eine Konsole öffnen
  2. Um es einfacher zu machen, am Anfang den Dateinamen in einer Variablen speichern:

    basename=irgendeinname
  3. Kalibrierung starten:

    dispcal -v -yl -qm -g2.2 $basename

    Dabei steht l für LCD (für einen Röhrenbildschirm nimmt man c), m für mittlere Qualität und 2.2 für einen Gammazielwert von 2,2.

    Nun drückt man auf 5 um die aktuellen Einstellungen des Monitors auzulesen. Als Weißpunkt wird dabei die momentane Farbtemperatur genommen. Über den Parameter -t lässt sich auch ein Wert manuell vorgeben. Ziel ist es, den Monitor möglichst passend einzustellen.

    Zum Abschluss startet man die Messung, indem man auf 7 drückt.
  4. Messpunkte erstellen:

    targen -v -d3 -f500 $basename

    Dies ist ein sehr komplexes Thema, durch das ich selbst auch noch nicht völlig durchgestiegen bin. Es gibt etliche Algorithmen zur Berechnung der Punkte, welche mit etlichen Parametern angepasst werden können. Ich mach's einfach wie hier.
  5. Profilierung starten:

    dispread -v -yl -k $basename.cal $basename

    Der Parameter -y ist wie oben.
  6. Ein Farbprofil generieren:

    colprof -v -qh -as $basename

    Mit -a gibt man die Art des Profils an. s erzeugt dabei eine Matrix (kleine Dateigröße etwas ungenauer), l eine CLUT (Color look-up table, große Datei, höhere Genauigkeit). Für die meisten dürfte die Matrix reichen, wem es aber auf eine hohe Genauigkeit ankommt, dem empfehle ich die CLUT.

Hat man mehrere Monitore, kann man bei den Befehlen dispcal und dispread noch den Parameter -dN angeben, wobei N für die Nummer des Monitors steht (beginnend mit 1).

Das fertige Profil mit dem Namen eirgendeinname.icc kann anschließend in Programmen, die Farbmanagement unterstützen, verwendet werden. Zuvor sollte jedoch nach jedem Systemstart die Kalibrierung in die Grafikkarte geladen werden. Das geschieht mittels:

dispwin irgendeinname.icc

Wie man das automatisch beim Starten ausführt, bleibt jedem selbst überlassen. Für Linux ist es jedoch wichtig, dass der X-Server bereits läuft.

Eine sehr schöne Zusammenfassung inklusive Anleitung zur Validierung hat Stephen in seinem Blog geschrieben (in Englisch). Auch zu empfehlen ist der Thread im DSLR-Forum zu Argyll CMS. Dort gibt es gleich im Eingangspost eine Zusammenfassung in Deutsch.

… oder mittels grafischer Oberfläche

Das ganze Prozedere über die Konsole ist etwas umständlich, vor allem, wenn man leicht verständliches Feedback haben möchte. Glücklicherweise gibt es das Programm dispcalGUI, welches eine sehr schöne und umfangreiche Oberfläche für genau diesen Vorgang bereitstellt.

Eine Anleitung erspare ich mir an dieser Stelle, da es auf der Programmwebseite eine sehr tolle gibt. Bei dem Vorgang wird automatisch eine Scriptdatei erstellt, welche man später beim Wiederholen der Messung (sollte man alle paar Wochen machen, da sich die Eigenschaften des Monitors ändern können) einfach nur ausführen braucht.

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