10 Juli 2024 17:38

Cyansky Carbon

Ein Suchscheinwerfer mit langer Laufzeit bei gleichbleibend hoher Helligkeit? Das verspricht die neue Cyansky Carbon, deren Kickstarter-Kampagne heute gestartet ist.

Ich hatte in den vergangenen Wochen bereits Gelegenheit, die Lampe ausführlich zu testen. Besonders neugierig war ich auf den LiFePO₄ Akku und die angegebene Laufzeit von vier Stunden bei 2000 lm.

Lieferumfang und Hardware

Geliefert wird die Lampe in einem zum Namen passenden, cyanfarbenen Karton. Vor dem Loslegen muss nur noch eine Isolationsscheibe vom Akku entfernt werden.

  • Cyansky „BL3815“ 38121 LiFePO₄ Akku mit 15 000 mAh (button-top, bei Lieferung 3,244 V)
  • Handschlaufe
  • 2x Ersatz O-Ring
  • USB-C auf USB-C Ladekabel
  • Tailcap mit ¼" Gewinde und Glasbrecher
  • Bedienungsanleitung (EN, CN)

Die auffälligste Besonderheit im Vergleich zu anderen Lampen: der LiFePO₄ Akku. Es gibt nur sehr wenige Taschenlampen, die einen LiFePO₄ Akku verwenden und noch weniger Modelle, bei denen eine auswechselbare, handelsübliche Rundzelle genutzt wird. Dabei haben Lithiumeisenphosphat-Akkus („LFP“) klare Vorteile: Sie sind sicherer als Li-Ion Akkus und haben eine deutlich höhere Lebensdauer mit teilweise mehr als 10 000 Ladezyklen!

Nach dem Auspacken war ich überrascht, wie groß sich die Carbon anfühlt. Eine Länge von 184 mm klingt nicht nach viel, ist es aber. Auch den Durchmesser von 45 mm fühlt man in der Hand, ebenso das Gewicht von über 600 g.

Dimensionen & Gewicht
Länge:184 mm
Durchmesser (Kopf):60,0 mm
Durchmesser (Akkurohr):44,8 mm
Durchmesser (Tailcap):46,8 mm
Gewicht (ohne Akku):283 g
Gewicht (38121 Akku):342 g
Gewicht (gesamt):625 g

Verglichen mit „normalen“ Taschenlampen ist die Carbon ein Riese. Dafür hat sie aber auch eine besonders hohe Akkukapazität, was sich positiv auf die Laufzeit auswirkt. Bei der Größe muss man halt immer den Anwendungszweck berücksichtigen.

Wurkkos TS26S | Cyansky Carbon | Emisar D4S

Besonders deutlich wird es beim Vergleich des 38121-Akkus mit anderen verbreiteten Akkugrößen. Im folgenden Bild ist er mit einem 18650 und einem 21700 Akku zu sehen, die geradezu winzig wirken.

Die Carbon kommt in einem klassischen, überwiegend schlicht gehaltenen Design. Das Akkurohr ist in kleine Rechtecke segmentiert, wodurch die Griffsicherheit verbessert wird. Trotzdem hätte ich mir eine etwas griffigere Oberfläche gewünscht.

Legt man die Carbon auf eine ebene Fläche, rollt sie umgehend davon. Ein etwas kantigerer Kopf oder Tailcap könnte dieses Problem lösen.

An der Tailcap lässt sich eine Handschlaufe oder ein Tragegurt befestigen. Die Löcher sind so positioniert, dass sie den Tailstand nicht behindern.

Die endgültige Verkaufsversion wird wohl mit einer anderen Variante der Tailcap kommen, die in der Mitte ein ¼" Gewinde („Stativgewinde“) hat. Mitgeliefert wird ein einschraubbarer Glasbrecher. Alternativ lässt sich die Lampe darüber an einem Stativ befestigen, um als stationäre Beleuchtung zu dienen.

Über einen USB-C Anschluss am Kopf lässt sich der Akku direkt in der Lampe laden. Die Carbon unterstützt schnelles Laden über USB PD und QC mit bis zu 12 V. In diesem Fall wird der Akku mit 16 W geladen, sodass er nach etwas über vier Stunden wieder voll ist. Dabei zeigen die fünf Status-LEDs oberhalb des Tasters den Ladefortschritt an. Während des Ladevorgangs kann die Lampe ohne Einschränkungen genutzt werden.

Eine Silikon-Abdeckung schützt den Anschluss vor Schmutz und Wasser. Sie sitzt etwas erhöht und verfügt über eine abstehende Lasche, durch die das Öffnen erleichtert werden soll. Allerdings besteht dadurch auch ein erhöhtes Risiko an ihr hängen zu bleiben, woraufhin sich die Abdeckung ungewollt öffnen kann.

Sowohl am Kopf als auch in der Tailcap befindet sich eine starke Feder. Die Gewinde sind mit einem O-Ring abgedichtet. Die Schutzart ist mit IP68 angegeben und die Lampe kann bis zu zwei Meter unter Wasser getaucht werden. Stürze bis zu einer Höhe von einem Meter soll sie ebenfalls überstehen.

Die Verarbeitungsqualität ist durchgehend auf hohem Niveau. Lediglich die Kühlrippen sind etwas scharfkantig. Bei meinem Exemplar ließ sich die Tailcap seltsamerweise nicht abschrauben. Entweder war sie sehr gut verklebt oder verklemmt. Auch Bandschlüssel und ein Erwärmen auf 100 °C konnten daran nichts ändern.

Bedienung und Funktion

Die Steuerung der Taschenlampe erfolgt über einen Taster seitlich am Kopf. Er besteht aus Metall und hat eine leicht geriffelte Oberfläche. Er hat einen knackigen Druckpunkt mit kurzem Schaltweg. Da er über das Gehäuse hervorsteht, besteht das Risiko, dass er (in der Tasche) versehentlich betätigt wird und sich die Lampe somit ungewollt einschaltet.

Die Bedienung ist übersichtlich und leicht zu verstehen: Kurz drücken zum Ein- und Ausschalten, gedrückt halten um die Helligkeit zu Ändern. Es gibt einen Direktzugriff auf die niedrigste und höchste Helligkeitsstufe. Zusätzlich sind ein Strobe und ein SOS-Blinken vorhanden.

ZustandAktionFunktion
Aus1 KlickEinschalten (vorherige Helligkeit, außer Eco und Turbo)
2 KlickTurbo
3 KlickStrobe
4 KlickLockout
HaltenEco
Ein1 KlickAusschalten
2 KlickTurbo
3 KlickStrobe
HaltenHelligkeit erhöhen (Low → Medium → High)
Strobe3 KlickWechseln zwischen Strobe und SOS
Lockout2 KlickEntsperren und in Turbo einschalten
3 KlickEntsperren und vorübergehend in Turbo einschalten
4 KlickEntsperren und in gespeicherter Helligkeit einschalten

Der Lockout scheint mir noch einen kleinen Programmfehler zu beinhalten. Ist die Lampe gesperrt, lässt sie sich regulär mittels Vierfachklick entsperren. Dies bestätigt sie mit zweimal Blinken und schaltet sich dann in der zuletzt genutzten Helligkeit ein. Drückt man stattdessen zwei Mal, blinkt sie ebenfalls, wechselt danach allerdings in den Turbo. Diese Funktion ist in der Anleitung nicht beschrieben.
Noch seltsamer wird es bei einem Dreifachklick. Dabei blinkt sie doppelt und schaltet sich im Turbo ein. Nach dem Ausschalten blinkt sie erneut doppelt und ist wieder gesperrt. Jetzt bewirkt ein Dreifachklick nichts mehr, sondern erst nach einer weiteren Wiederholung.

Befindet man sich auf der Stufe „Eco“ und hält den Taster gedrückt, wird die Helligkeit nicht schrittweise über „Low“ erhöht, sondern man landet direkt in der zuletzt genutzten Helligkeit der Hauptgruppe (Low, Medium und High). Das kann dazu führen, dass man nach „Eco“ möglicherweise direkt durch „High“ geblendet wird.

Die Frequenz des Strobes wechselt alle zwei Sekunden zwischen 14 und 8 Hz und soll dadurch verwirrender sein. Das SOS-Signal (eher „S-O-S”) benötigt 11 Sekunden für einen Durchlauf.

Strobe SOS

Fünf grüne LEDs über dem Taster zeigen nach dem Einschalten drei Sekunden lang den Ladestand des Akkus an. Praktisch und bequem, da man nicht lange auf eine Blinkfolge oder Ähnliches warten muss. Nur schade, dass diese dedizierten Status-LEDs nicht die ganze Zeit aktiv sind, während die Taschenlampe eingeschaltet ist.

¹ Herstellerangabe      ² Messung
FarbeLadestand¹Spannung²
5x grün100%> 3,30 V
4x grün80% – 99%3,10 V – 3,30 V
3x grün60% – 80%3,00 V – 3,10 V
2x grün40% – 60%2,90 V – 3,00 V
1x grün20% – 40%2,75 V – 2,90 V
rot blinkend< 20%< 2,75 V

Bei kritischem Akkustand fängt die linke Status-LED an, bei eingeschalteter Lampe rot zu blinken. Gleichzeitig blinkt die (weiße) Haupt-LED alle drei Minuten jeweils drei Mal auf. Zudem wird die Helligkeit auf Stufe „Low“ reduziert – selbst wenn zuvor die niedrigere Stufe „Eco“ genutzt wurde (die Helligkeit wird also erhöht).

Die Carbon ist definitiv nichts für kleine Hände. Man muss sie gegebenenfalls recht weit vorne greifen, um an den Taster zu gelangen. Es hängt wohl vom Szenario ab, ob man sie für längere Zeit halten möchte, denn es könnte auf Dauer etwas anstrengend werden. Im Dunkeln könnte es einige Zeit dauern, bis man den Taster erfühlt hat. Schön wäre eine bessere Auffindbarkeit (und Schutz gegen versehentliches Betätigen!) gewesen, indem man ihn in einer Mulde einlässt.

Alternativ lässt sich die Carbon stationär betreiben, indem man sie über das ¼" Gewinde an einem Stativ befestigt. Demonstrieren kann ich dies leider nicht, da sich die Tailcap bei meinem Exemplar nicht wechseln ließ. Schön wäre auch ein Gewinde seitlich am Kopf der Lampe gewesen, wie es beispielsweise bei der BLF LT1 und der Klarus XT12GT Pro der Fall ist.

Die Carbon lässt sich über den USB-C Anschluss auch als Powerbank nutzen. Durch den großen Akku ließe sich beispielsweise ein Smartphone mehrfach aufladen. Laut Anleitung funktioniert die Powerbankfunktion jedoch nur bis 3,0 V und die Hälfte der Kapazität bleibt ungenutzt. Meine Vermutung ist, dass ein Regler genommen wurde, der für Li-Ion Akkus und somit für höhere Spannungen konzipiert ist.

Lichtbild

Verbaut sind in der Carbon vier kaltweiße Luminus SST-20 LEDs. Richtig überzeugen konnten sie mich leider nicht. SST-20 in 5000 K und 6500 K sind dafür bekannt, einen leichten Grünstich aufzuweisen, so auch hier in der Carbon. Zudem ist ihre Farbwiedergabe ziemlich gering. Dabei würde es reichlich Alternativen geben: Ein guter Kandidat könnte die Luminus SFT-40 sein, die durch ihre kleine Leuchtfläche und relativ hohe Helligkeit gut für Thrower geeignet ist.

Und in gewisser Weise handelt es sich bei der Carbon um einen Thrower. Zumindest wird durch den tiefen Vierfach-Reflektor ein enger Spot erzeugt. Etwas abgemildert wird er durch die relativ große Corona. Die Scheibe ist mit einer magentafarbenen Antireflexbeschichtung versehen.

Der Spill weist durch die Form des Reflektors einige Abschattungen auf. Ob diese stören, hängt wieder sehr vom Szenario ab. Vom Lichtbild her dürfte die Carbon gut dafür geeignet sein, mittlere Entfernungen bis etwa 100 m abzuleuchten.

Treiber und Laufzeit

Beworben wird die Carbon mit „2000 lm für vier Stunden ohne Herunterschalten“. In dieser Helligkeitsklasse gibt es zwar deutlich kleinere Lampen, diese sind dann aber nicht mehr in der Lage, 2000 lm für längere Zeit zu halten. Insofern wäre das eine tolle Leistung.

¹ Herstellerangabe      ² Nach ANSI FL1      ³ Messung
ModusHelligkeit¹Laufzeit¹Intensität¹ (Reichweite²)Strom³
Turbo 2000 lm 4 h 50 625 cd (450 m) 4,20 A
High 600 lm 14 h 13 225 cd (230 m) 1,20 A
Medium 150 lm 50 h 3 660 cd (121 m) 0,36 A
Low 30 lm 170 h 812 cd (57 m) 0,08 A
Eco 3 lm 2000 h 72 cd (17 m) 0,01 A
Aus 28 µA

In der Laufzeitmessung sieht der Helligkeitsverlauf der Carbon in den ersten Minuten ziemlich gut aus. Direkt zu Beginn gibt es einen kleinen Einbruch, vermutlich durch einen Spannungsabfall des voll geladenen Akkus. Die Lampe erwärmt sich in dieser Zeit auf sehr moderate 34 °C im Turbo – hier ist die Größe der Lampe von Vorteil. Trotzdem gibt es laut Anleitung eine Temperaturüberwachung, welche die Helligkeit bei Erreichen von 55 °C reduziert.

Im Anschluss sieht man aber deutlich, wie die Helligkeit allmählich abnimmt. Sie folgt ziemlich genau der Entladekurve des LiFePO₄ Akkus. Immerhin kommt es tatsächlich vier Stunden lang zu keinem Stepdown, auch wenn zu diesem Zeitpunkt keine 2000 lm mehr geliefert werden.

Im Gegensatz zu Li-Ion Akkus ist die Entladekurve bei LiFePO₄ Akkus recht flach, wodurch sich der Helligkeitsabfall in Grenzen hält (Beispiel für einen Li-Ion Akku).

Die Prüfung mit dem Oszilloskop ergibt, dass die Helligkeit mittels PWM bei 20 kHz reguliert wird. Es scheint also ein einfacher Direct-Drive-Treiber mit einem FET verbaut zu sein, wie man ihn wegen seiner Einfachheit üblicherweise bei günstigen Lampen antrifft. Bei einer Lampe dieser Preisklasse hatte ich eher mit einem Boost-Regler gerechnet (mit den vier LEDs paarweise in Reihe, also 2S2P). Damit könnten die 2000 lm dann tatsächlich konstant gehalten werden, bis der Akku entladen ist.

PWM (hier auf Stufe High)

Interessanterweise ist die Pulsweitenmodulation selbst im Turbo vorhanden. Die LEDs hätten eigentlich einen vollständigen Direct-Drive verkraften können. Letztendlich spielt es aber keine große Rolle, da die Helligkeit eh nicht dauerhaft konstant bleibt.

Wird eine Akkuspannung von 2,50 V unterschritten, schaltet sich die Lampe ab, um eine Tiefentladung des Akkus zu verhindern.

Fazit

Die Beschreibung der Cyansky Carbon klingt verlockend! Eine gleichbleibende Helligkeit von 2000 lm für vier Stunden und ein moderner LiFePO₄ Akku, den man in Taschenlampen so gut wie nie findet. Dazu praktische Funktionen wie die integrierte Schnellladefunktion über USB-C, eine Ladestandsanzeige über fünf separate LEDs oder eine Powerbank-Funktion.

Die Freude wird etwas gedämpft, wenn man sich den eher preiswert gehaltenen Direct-Drive-Treiber anschaut oder die leicht grünstichigen SST-20 LEDs, für die es bessere Alternativen gegeben hätte.

Und dennoch ist die Cyansky Carbon in manchen Szenarien eine gute Wahl: Wenn auch nicht durchgehend konstant, so liefert sie doch für rund vier Stunden annähernd 2000 lm ohne sich übermäßig zu erwärmen. Als Suchlampe bei längeren Einsätzen für Entfernungen um 50 m eignet sie sich ganz gut. Zudem ist sie momentan in der Vorbestellung über Kickstarter zu einem sehr attraktiven Preis erhältlich.

Neugierig geworden? Die Cyansky Carbon kann ab sofort auf Kickstarter vorbestellt werden!

Die Lampe wurde mir vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich habe keine weitere Vergütung erhalten und das Review spiegelt meine eigene Meinung wider.

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