Wurkkos TS26S
Ganz unerwartet hatte ich neulich eine Taschenlampe im Briefkasten, die eigentlich noch gar nicht auf dem Markt war: die Wurkkos TS26S mit vier Nichia 519A LEDs und Boost-Treiber.
Seit wenigen Tagen lässt sich die TS26S nun auf der Herstellerwebseite bestellen. Ob sie sich lohnt? Dieses Review kann vielleicht bei der Kaufentscheidung helfen.
Lieferumfang und Hardware
Als Mittelklasse-Lampe kommt die TS26S in einem festen Karton mit Magnetverschluss und Schaumstoffeinsatz.
- Wurkkos 21700 Li-Ion Akku mit 5000 mAh (ungeschützt, flat-top, bei Lieferung 3,67 V)
- Handschlaufe
- Clip (bereits montiert)
- 2x Ersatz O-Ring
- USB-C Ladekabel
- Bedienungsanleitung (EN, DE, FR, JP, CN)
Eine Bedienungsanleitung war bei meinem Exemplar noch nicht vorhanden. Ich gehe davon aus, dass sie zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht gedruckt war, später aber dabei sein wird.
Update: In der Verkaufsversion ist eine ausführliche Bedienungsanleitung in fünf Sprachen enthalten.
Beim Design der TS26S ist Wurkkos ganz neue Wege gegangen: War es früher einfaches Knurling und später eine gewellte/gerippte Oberfläche, hat man hier ein „gezogenes“ Akkurohr ausprobiert. Aussehen ist natürlich Geschmackssache, aber mir gefällt es. Die spiralförmigen Vertiefungen machen das Akkurohr schön griffig. Die schwarze Anodisierung ist matt und fühlt sich ganz leicht samtig an.
Der silberne Bezel hat vier grobe Zinnen und verleihen der TS26S einen Hauch von taktischem Feeling. Sie haben aber auch einen praktischen Nutzen: Steht die Lampe auf dem Kopf, lässt sich immer noch erkennen, ob sie eingeschaltet ist.
Dimensionen & Gewicht | |
---|---|
Länge: | 121,8 mm |
Durchmesser (Kopf): | 35,0 mm |
Durchmesser (Akkurohr): | 26,5 mm |
Durchmesser (Tailcap): | 28,0 mm |
Gewicht (ohne Akku): | 107,4 g |
Gewicht (21700 Akku): | 68,4 g |
Gewicht (gesamt): | 175,8 g |
Für eine 21700-Lampe mit vier LEDs ist sie immer noch recht kompakt. Das Aussehen ähnelt der Armytek Prime C2 Pro Max, die aber ein ganzes Stück größer ist.
Sofirn SC33 | Wurkkos TS26S | Armytek Prime C2 Pro MaxDer Clip ist bei der TS26S nicht einfach nur aufgesteckt, sondern zwischen Kopf und Akkurohr verschraubt. Dadurch kann er sich nicht versehentlich lösen. Da das Akkurohr auf der anderen Seite einen kleineren Durchmesser hat, lässt sich der Clip nicht umdrehen. Immerhin handelt es sich aber um einen Zwei-Wege-Clip.
Möchte man den Clip entfernen, schraubt man zuerst den Kopf der Lampe ab und entfernt danach vorübergehend den dicken O-Ring. Anschließend lässt sich der Clip ganz einfach abziehen. Ein zweiter dünner O-Ring sorgt dafür, dass sich der Clip nicht so leicht drehen lässt. Diesen kann man ebenfalls entfernen (aber vorsichtig und nicht verlieren, da für diesen O-Ring kein Ersatz mitgeliefert wird).
Update: Im zweiten Batch wurde der Clip leider verklebt und lässt sich jetzt nicht mehr so einfach abnehmen. Kopf und Akkurohr müssen mit viel Gewalt auseinandergeschraubt werden.
Update 2: Auf Rückfrage wurde mir von Wurkkos mitgeteilt, dass der Kopf mit dem nächsten Batch nicht mehr verklebt sein soll.
Nach dem Zusammenschrauben bleibt allerdings ein 1,2 mm breiter Spalt zwischen Kopf und Akkurohr, der optisch etwas störend wirkt. Wie man damit umgehen kann, zeige ich am Ende des Reviews.
In der Tailcap befindet sich ein Loch zur Befestigung einer Handschlaufe. Mit Handschlaufe wird allerdings der – ansonsten recht gut funktionierende – Tailstand verhindert.
Dies wirkt sich auch auf den Magneten aus, der in der Tailcap integriert ist. Er ist gerade stark genug, um die Lampe horizontal zu halten (solange es keine Erschütterungen gibt). Mit Handschlaufe bleibt zwischen Tailcap und Metallfläche ein kleiner Spalt und der Magnet ist nicht mehr stark genug.
Am Kopf gegenüber des Tasters befindet sich ein USB-C Ladeanschluss. Für manche Stecker ist die Vertiefung etwas knapp bemessen.
Eine Silikonabdeckung schützt den Anschluss vor Wasser und Schmutz. Manchmal lässt er sich etwas schwierig schließen, hält dann aber fest und öffnet sich auch nicht so leicht versehentlich.
Für die volle Ladegeschwindigkeit von knapp 12 W sollte das USB-Netzteil 5 V / 2,5 A liefern können. Bei einer Akkuspannung von unter ca. 3 V wird mit reduziertem Strom vorgeladen. Beim Laden leuchtet die Status-LED im Taster rot, nach Abschluss wechselt die Farbe zu grün. Während des Ladevorgangs lässt sich die Lampe eingeschränkt nutzen (nicht alle Helligkeitsstufen stehen zur Verfügung).
An den Gewinden gibt es nichts auszusetzen. Ein O-Ring sorgt hier für den Schutz gegen Wasser nach IPX8. Die dicken Federn in der Tailcap und auf dem Treiber bieten genug Spielraum für flat-top und button-top 21700 Akkus, geschützte Akkus dürften hingegen zu lang sein. Hinter der Feder in der Tailcap befindet sich der Magnet. Möglicherweise lässt er sich herausnehmen, notfalls mit Gewalt (falls er zu stark verklebt sein sollte).
Die Verarbeitungsqualität ist ausgezeichnet, wie ich es von Wurkkos gewohnt bin. Einzig die Kühlrippen fallen wegen der scharfen Kanten unangenehm auf. Hier sollte Wurkkos noch nachbessern. Die Verkaufsversion hat entgratete Kühlrippen und fühlt sich gleich viel besser an!
Bedienung und Funktion
Die Bedienung erfolgt über den flachen Seitentaster am Kopf. Er hat eine gummierte Oberfläche und einen knackigen Druckpunkt. In ihm integriert befindet sich eine LED für den Ladestatus. Der ausgefranste Kreis ist übrigens kein Produktionsfehler, sondern stellt das Wurkkos-Logo dar.
Wurkkos setzt bei der TS26S ihr übliches, einfaches UI ein. Man sollte sich relativ schnell zurecht finden. Eine „TS26“ ohne S wurde bereits angekündigt und soll stattdessen mit der Firmware „Anduril“ laufen.
Zustand | Aktion | Funktion |
---|---|---|
Aus | 1 Klick | Einschalten (vorherige Helligkeit, außer Moon und Turbo) |
2 Klick | Turbo | |
3 Klick | Strobe | |
4 Klick | Lockout | |
Halten | Eco | |
Ein | 1 Klick | Ausschalten |
2 Klick | Turbo | |
3 Klick | Strobe | |
4 Klick | Zwischen Stufen/stufenlos umschalten | |
Halten | Helligkeit erhöhen (Low → Medium → High) oder im stufenlosen Modus abwechselnd erhöhen/verringern | |
Turbo | 1 Klick | Vorherige Helligkeit oder ausschalten |
2 Klick | Eco | |
3 Klick | Strobe | |
Strobe | 1 Klick | Vorherige Helligkeit oder ausschalten |
2 Klick | Turbo | |
3 Klick | Wechseln zwischen Strobe → SOS → Beacon (wird nicht gespeichert) | |
Lockout | 2+ Klick | Entsperren und in gespeicherter Helligkeit einschalten |
Halten | Momentan Eco |
Im stufenlosen Modus lässt sich die Helligkeit von Eco bis Turbo stufenlos einstellen. Darüber wäre es also möglich, die Lampe mit nur einem Klick im Turbo einzuschalten. Allerdings ist der Verlauf in der Wahrnehmung nicht linear, sodass es schwierig ist, zwischen niedrigen Helligkeiten zu wechseln. Die festen Stufen sind hingegen gut verteilt, sodass ich diesen Modus bevorzuge.
Der Strobe wechselt die Frequenz alle zwei Sekunden zwischen 8 und 14 Hz. Das SOS ist ein nettes Blinkmuster und geht noch knapp als SOS durch. Der Beacon ist hingegen ein schön heller Blitz alle zwei Sekunden, ideal zur Markierung seiner Position. Schade, dass in der Strobe-Gruppe das zuletzt genutzte Blinkmuster beim Ausschalten nicht gespeichert wird.
Strobe SOS BeaconIn den ersten fünf Sekunden nach dem Einschalten zeigt die Status-LED im Taster den ungefähren Ladestand des Akkus an. Bei niedrigem Ladestand blinkt die LED bei eingeschalteter Lampe dauerhaft rot.
Farbe | Ladestand |
---|---|
Grün | 75% – 100% |
Grün blinkend | 50% – 75% |
Rot | 25% – 50% |
Rot blinkend | < 25% |
Da der Taster ein wenig hervor steht und somit leicht versehentlich betätigt wird, sollte man die Lampe entweder mit 4 Klicks sperren oder die Tailcap ein wenig lockern, bevor man die Lampe in die Tasche steckt.
Lichtbild
Vier Nichia 519A mit einer Farbtemperatur von 5000 K sorgen laut Hersteller für bis zu 3100 lm. Viel wichtiger ist mir aber die gute Farbwiedergabe dieser LEDs. Der große Hype um die 519A ist inzwischen zwar vorbei, es handelt sich dabei aber immer noch um eine der zur Zeit besten LEDs für Taschenlampen.
Die TIR-Optik wird von einer 2 mm dicken Glasscheibe geschützt. Soweit ich es erkennen kann, besitzt sie keine Antireflexbeschichtung.
Das Lichtbild würde ich als mittenbetont bezeichnen. Der breite, gleichmäßige Spot geht fließend in einen hellen Spill über. Die Färbung ist neutral und über den gesamten Bereich gleichbleibend ohne Farbverlauf.
Als „mittenbetonter Fluter“ macht sich die TS26S sowohl drinnen als auch draußen ganz gut. Keine Suchlampe mit großer Reichweite, aber sehr gut geeignet, um sich einen Überblick zu verschaffen. Die hohe Helligkeit im Turbo ist dabei von Vorteil.
Treiber und Laufzeit
Abgerundet wird die TS26S durch den gut geregelten Boost-Treiber. Dieser ermöglicht es, die Helligkeit über lange Zeit konstant zu halten. Lobenswert: Der Hersteller nennt in der Tabelle bereits, nach welcher Zeit die Helligkeit (temperaturbedingt) heruntergeregelt wird.
Modus | Helligkeit¹ | Laufzeit¹ | Intensität¹ (Reichweite²) | Strom³ | |
---|---|---|---|---|---|
Turbo | 3100 lm / 750 lm | 2 min + 2:30 h | 9113 cd | (191 m) | 8,55 A |
High | 750 lm / 350 lm / 220 lm | 1 h + 1:42 h + 1:30 h | 2618 cd | (102 m) | 1,62 A |
Medium | 200 lm | 12:45 h | 655 cd | (51 m) | 0,32 A |
Low | 30 lm | 68 h | 121 cd | (22 m) | 0,06 A |
Eco | 3 lm | 325 h | 15 cd | (7 m) | 0,01 A |
Aus | 110 µA |
Leicht gekühlt erreicht die Lampe im Turbo eine Temperatur von 43 °C. Nach dem Stepdown pendelt sie sich bei etwa 35 °C ein.
Ungekühlt schaltet die Lampe bei 51 °C etwas schneller herunter. Bei der zweiten Aktivierung des Turbos erreicht sie sogar 63 °C. Also aufpassen, dass man sich nicht die Finger verbrennt. Die Temperaturüberwachung sollte allerdings dafür sorgen, dass die Lampe keinen Schaden nimmt.
Bei abnehmender Akkuspannung ist der Treiber nicht mehr in der Lage, die volle Leistung zu liefern. Dementsprechend niedriger ist dann die Helligkeit im Turbo.
Dank des Boost-Treibers arbeiten alle Stufen ohne PWM. Bei 3,2 V fängt die Status-LED im Taster an zu blinken und bei 2,6 V schaltet sich die Lampe ab, um den Akku vor Tiefentladung zu schützen.
Eine Funktion hätte ich fast vergessen: Im Notfall lässt sich die TS26S auch als Powerbank nutzen. Man kann sich dann also aussuchen, ob man etwas im dunklen sehen oder doch lieber jemanden anrufen und um Hilfe bitten möchte.
Modding
Wie zuvor erwähnt gibt es einen unschönen Spalt, wenn man den Clip nicht verwendet. Dieser Spalt lässt sich aber mit einem passenden O-Ring oder – wie in meinem Fall – mit einem 3D-gedruckten Ring auffüllen. Dadurch wäre es auch möglich, der Lampe einen kleinen farblichen Akzent zu verpassen.
Die Kühlrippen habe ich kurzerhand entgratet. Es fehlt dann zwar die Anodisierung, so schlecht sieht es meiner Meinung nach aber gar nicht aus mit der silbernen Umrandung. Die Verkaufsversion hat entgratete Kühlrippen und fühlt sich gleich viel besser an!
Ein anderer Aspekt betrifft die LEDs: Mit 5000 K und einer recht neutralen Färbung sind sie zwar schon ganz nett, aber manch einer mag es lieber etwas rosiger. Eine tolle Eigenschaft der 519A ist, dass sich der Silikon-Dome problemlos entfernen lässt. Durch dieses „Dedoming“ sinkt die Farbtemperatur, die Färbung wird etwas rosiger und durch die kleinere effektive Leuchtfläche erhöht sich die Reichweite.
Fazit
Ein originelles Design, vier Nichia 519A LEDs mit hervorragender Farbwiedergabe, ein Boost-Treiber für gleichbleibende Helligkeit und eine einfache Bedienung. Wurkkos hat mit der TS26S so ziemlich alles richtig gemacht.
Es wäre schön, wenn die Kühlrippen ein wenig entgratet wären. Vielleicht wäre es auch möglich, das Akkurohr symmetrisch zu machen, sodass man es mit samt dem Clip umdrehen kann.
Die Lampe wurde mir vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich habe keine weitere Vergütung erhalten und das Review spiegelt meine eigene Meinung wider.