26 November 2022 12:29

Klarus G15 v2

Viel Licht auf kleinem Raum mit langer Laufzeit. Klingt erst einmal widersprüchlich. Klappt das? Die Klarus G15 v2 will sich dieser Aufgabe stellen.

Ein kleiner Hochleistungs-Fluter für die Hosentasche mit 21700 Akku. Klingt spannend und sie hat tatsächlich einiges zu bieten.

Lieferumfang und Hardware

Im schicken Karton ist alles enthalten, was man braucht:

  • 21700 Li-Ion Akku mit 5000 mAh (4,10 V bei Lieferung, Button-Top, geschützt, 75 mm lang)
  • Clip (vormontiert)
  • USB-C Kabel
  • USB-C → Lightning Adapter
  • USB-C → USB-A Adapter
  • Ersatz-O-Ring (1x)
  • Handschlaufe
  • 18650 / 2x CR123A Adapter Hülse
  • Aufbewahrungsbeutel
  • Bedienungsanleitung (EN, DE, ES, FR, CN)

Etwas fummelig war es, den Kunststoffeinsatz aus dem Karton zu bekommen, um an das Zubehör darunter zu gelangen. Ein kleines Loch oder eine Lasche wäre hilfreich gewesen.

Im Vergleich zu vielen anderen Herstellern ist Klarus ein Schritt weiter: Mitgeliefert wird ein USB C auf C Kabel, anstatt des sonst üblichen USB A auf C Kabels. Falls man es doch mit einem USB-A Netzteil verwenden möchte, ist ein entsprechender Adapter beigelegt.

Lieferumfang Aufbewahrungsbeutel

Auf den ersten Blick wirkt das Design der Klarus G15 angenehm schlicht. Keine verspielten, unnötigen Elemente. Die Funktion steht hier definitiv im Vordergrund, dennoch wurde auf die kleinen Details geachtet.

Klarus G15 v2

Wie ich nach den ersten „Ausrutschern“ feststellen konnte, scheint die schwarze Anodisierung recht widerstandsfähig zu sein. Die Vorderseite ist zudem durch einen unauffälligen, geschwärzten Edelstahlring bei Stürzen geschützt (trotzdem ist die Stoßfestigkeit mit zurückhaltenden 1 m angegeben).

Edelstahl-Bezel

Das gerippte Akkurohr ermöglicht einen rutschfesten Griff in allen Situationen ohne zu kratzen.

Geripptes Akkurohr

In der Endkappe ist eine Öse für eine Handschlaufe versteckt. Durch diese Form gibt es eine größere Standfläche beim Tailstand und man hat keine störende Spitze, die unangenehm in die Hand drückt. Einen Magneten gibt es leider nicht.

Versteckte Öse für Handschlaufe

Der mitgelieferte Clip zum Aufstecken ist einfach, aber funktional. Er sitzt sicher am Akkurohr und hat eine angenehm weite Öffnung. Er lässt sich nur in einer Orientierung anbringen und auch das Akkurohr lässt sich nicht umdrehen, da es mit dem Kopf verklebt ist.

Einfacher, aber funktionaler Clip

Für ihre Leistungsklasse ist die Klarus G15 ziemlich klein, wie man hier im Vergleich zu einigen anderen Lampen sehen kann (in diesem Fall sogar kleiner als eine Lampe mit 18650 Akku!). Sie hat eine Länge von 120,5 mm sowie einen Durchmesser von 27,5 mm und wiegt ohne Akku nur 70 g (mit Akku 141 g).

ThruNite BSS V5 | Sofirn SP33S | Klarus G15 v2 | Sofirn SP35 | Klarus XT21X Pro

Über einen USB-C Anschluss am Kopf der Lampe lässt sich der Akku direkt in der Lampe aufladen. Der Platz um den Anschluss herum ist allerdings recht knapp bemessen, sodass das Einstecken etwas fummelig werden könnte und ein etwas breiterer Stecker auch gar nicht passt.

Platz um den USB-Anschluss etwas eng

Geladen wird mit bis zu 2 A, sodass der Akku nach etwa 3:20 Stunden wieder voll ist. Während des Ladevorgangs blinkt die LED im Taster rot, nach Abschluss leuchtet sie grün. Dabei lässt sich die Lampe die ganze Zeit über normal nutzen. Auch wenn in der Anleitung steht, dass während des Ladevorgangs nur die beiden niedrigsten Stufen verfügbar wären, konnte ich alle Stufen durchschalten.

Bei Bedarf kann die Klarus G15 v2 auch als Powerbank genutzt werden. Einfach das zu ladende Gerät an den USB-Anschluss anschließen und der Ladevorgang sollte mit bis zu 1,5 A beginnen.

Eine Silikonabdeckung schützt den USB-Anschluss vor Schmutz und Wasser und erlaubt somit einen Wasserschutz nach IPX8 (2 m Tiefe). Allerdings steht die Abdeckung etwas ab und man bleibt auch leicht mal an den Kanten hängen.

Hervorstehende USB-Abdeckung

Federn sowohl in der Endkappe als auch im Kopf der Lampe ermöglichen die Verwendung verschiedenster Akkugrößen. Regulär wird sie mit 21700 Li-Ion Akkus betrieben (sowohl Button- als auch Flat-Top). Es liegt allerdings auch eine Adapterhülse für einen 18650 Akku und sogar zwei CR123A in Reihe bei (zwar wird die Betriebsspannung mit 2,8 – 4,2 V angegeben, die Abbildung zeit jedoch auch explizit zwei CR123A).

Feder in der Endkappe … … und Feder im Kopf

Die kleinen Vorsprünge vom Taster und vom Ladeanschluss verhindern zuverlässig, dass die Lampe ganz wegrollt. Zwischen diesen beiden Punkten rollt sie aber schon etwas hin und her.

Bedienung und Funktion

Einziges Bedienelement ist der elektronische Seitentaster am Kopf der Lampe. Er ist sehr flach, glatt gummiert und verfügt über eine Status-LED. Die Betätigung erfordert etwas Kraft, belohnt aber mit einem kurzen Betätigungsweg, gutem Druckpunkt und einem deutlichen Knack-Geräusch. Einziges Problem: Er lässt sich etwas schlecht erfühlen, was die Suche im Dunkeln nicht einfach macht. Dafür wird ein versehentliches Betätigen in der Tasche deutlich unwahrscheinlicher.

Flacher Taster

Die Benutzerschnittstelle wurde einfach und übersichtlich gestaltet. Auch ohne Anleitung sollten sich die einzelnen Funktionen leicht entdecken lassen.

ZustandAktionFunktion
Aus1 KlickEinschalten (zuletzt genutzte Helligkeit aus Low/Medium/High)
2 KlickTurbo
3 KlickStrobe
HaltenMoonlight
Halten (> 5 s)Lockout
Ein1 KlickAusschalten
2 KlickTurbo
3 KlickStrobe
HaltenHelligkeit ändern (Low → Medium → High)
Turbo1 Klick / 2 KlickVorheriger Modus / Aus
3 KlickStrobe
Strobe1 KlickVorheriger Modus / Aus
2 KlickAus (Firmware Bug)
3 KlickStrobe-Modus wechseln (Strobe → Beacon → SOS)
Lockout3 KlickEntsperren (aus)

Dieses UI ist fast perfekt, nur eine Änderung würde ich mir wünschen: Lockout einheitlich mit 4 Klicks und dafür ein Durchwechseln der Stufen von Low bis High von ausgeschalteter Lampe. Beim Verlassen des Lockouts blinkt die Lampe einmal hell auf – das sollte auch gleich entfernt werden.

Drückt man den Taster im Strobe doppelt, schaltet sich die Lampe aus, manchmal bleibt aber die Taster-Beleuchtung an. Beim nächsten Einschalten blitzt die Lampe einmal hell auf. Dies sieht mir nach einem Firmware-Bug aus.

In den ersten fünf Sekunden nach Einschalten zeigt die Status-LED im Taster den ungefähren Ladezustand an:

FarbeLadestand
Grün70% – 100%
Orange30% – 70%
Rot10% – 30%
Rot blinkend< 10% (3,3 V) – dauerhaft blinkend
–––Lampe schaltet bei 2,70 V ab

Lichtbild

Mit der großen Cree XHP70.2 LED schafft die Klarus G15 v2 laut Hersteller bis zu 4200 lm im Turbo. Durch den kleinen, texturierten (Orange Peel) Reflektor wird dieses Licht auf einer großen Fläche verteilt – ein richtig heller, kleiner Taschenfluter.

Abstriche muss man bei der Farbwiedergabe machen – ich bin einfach zu verwöhnt von Lampen mit einem CRI von über 90. Die Farbtemperatur liegt eher im kaltweißen Bereich bei geschätzt etwa 6000 K.

Cree XHP70.2 in texturiertem Reflektor

Typisch für die großen LEDs mit Dome (und insbesondere Flip-Chip-Bauweise) ist das „Spiegelei“: Innen leicht gelb/grünlich, außen magenta/bläulich. Hinzu kommt ein dunkelblauer Ring ganz außen um den Spill (auf den Fotos nicht wirklich zu sehen) – vermutlich eine Reflexion am Bezel.

Leider ist der Reflektor nicht perfekt fokussiert: In der Mitte des Spots ist ein etwas dunklerer, bläulicher Fleck zu sehen, auch bei größeren Entfernungen.

Meine Lösung für solche Probleme im Lichtbild: die d-c-fix „Milky“ Fensterfolie. Damit werden alle zuvor genannten Unschönheiten entfernt und man erhält ein sehr gleichmäßig, angenehmes Lichtbild. Nur die Reichweite reduziert sich ein wenig (ganz grob 5%, wenn ich mich nicht vermessen habe).

Mit d-c-fix „Milky“ Folie

Treiber und Laufzeit

Da es die XHP70.2 nur in 6 bzw. 12 V gibt, muss die Akkuspannung durch einen Boost-Treiber erhöht werden. Das ermöglicht gleichzeitig eine von der Akkuspannung weitgehend unabhängige, gleichbleibende Helligkeit. Apropos Helligkeit (und Laufzeit):

¹ Herstellerangabe      ² Nach ANSI FL1      ³ Messung
ModusHelligkeit¹Laufzeit¹Intensität¹ (Reichweite²)Strom³
Turbo4200 lm3 h10000 cd (200 m)9,50 A
High2000 lm3,3 h4230 cd (130 m)3,55 A
Medium500 lm6 h1060 cd (65 m)0,75 A
Low100 lm28 h225 cd (30 m)0,19 A
Moonlight10 lm150 h2 cd (2,5 m)0,02 A
Aus–––––––––83 µA

Wie man einen Modus mit 10 lm als „Moonlight“ bezeichnen kann, ist mir unverständlich. Somit holt man die G15 wohl erst dann aus der Tasche, wenn man einen größeren Bereich ausleuchten möchte.

Die Herstellerangaben zur Laufzeit werden erreicht, die Lampe leuchtet sogar noch etwas länger. Man sollte dabei nur beachten, dass die Angabe nach ANSI FL1 erfolgt, also die Zeit angibt, nach der die Helligkeit auf 10 % des Anfangswertes abgefallen ist.

Tatsächlich wird die Helligkeit nach kurzer Zeit reduziert – im Turbo schon nach nur knapp 10 Sekunden! Dabei wird die Lampe selbst ungekühlt nicht wärmer als 35 °C. Zusätzlich zur Temperaturüberwachung und Spannungsabhängigkeit scheint der Step-Down also auch zeitgesteuert zu erfolgen. Das sieht man gut an den folgenden zwei Step-Downs, die zu recht runden Zeiten stattfinden (eine bzw. fünf Minuten nach Ende des vorherigen Step-Downs). Ein etwas längerer Turbo und ein Zurückregeln bei etwa 50 °C hätten mir besser gefallen. Durch ständiges erneutes Aktivieren des Turbos waren die 50 °C nach etwa 45 Sekunden erreicht. Dann regelt der Treiber die Helligkeit auch deutlich weiter runter, damit die Lampe abkühlen kann.

Alle Stufen kommen völlig ohne PWM aus und sind sehr gut reguliert. Man kann zwischendurch wieder auf die Anfangshelligkeit der jeweiligen Stufe zurückschalten, nur der Turbo ist ab etwa halb vollem Akku nicht mehr verfügbar.

Die fünf Helligkeitsstufen der Klarus G15 v2

Bei der Messung des Ruhestroms ist mir aufgefallen, dass er zuerst bei 2030 µA lag, dann aber nach 30 Sekunden auf 83 µA abgefallen ist. Anfangs ist vermutlich die Powerbank-Funktion aktiv gewesen, hat kein Gerät erkannt und sich dann abgeschaltet.

Fazit

Mit der G15 v2 hat Klarus einen tollen Taschenfluter entwickelt. Kompakte Abmessungen mit ordentlich Helligkeit kombiniert mit einer simplen Bedienung. Das Gesamtpaket konnte mich durchaus überzeugen und wird meinen bisherigen Taschenfluter (die Sofirn SP33S) ablösen, da die G15 mit dem 21700 Akku kompakter ist und trotzdem fast die gleiche maximale Helligkeit bietet.

Der zeitgesteuerte Step-Down kommt meiner Meinung nach etwas zu früh und reizt das Potential der Lampe nicht ganz aus. Dafür hat man lange Zeit eine gleichbleibende Helligkeit.

Die Lampe wurde mir vom Hersteller kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich habe keine weitere Vergütung erhalten und das Review spiegelt meine eigene Meinung wider.

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