17 September 2014 14:17

Warum ich keine Podcasts mache

Vor einigen Jahren hat es angefangen: Die Leute haben sich ein Mikrofon oder ein Diktiergerät geschnappt und damit begonnen, einen Podcast zu produzieren. Oft ist es nach wenigen Episoden eingeschlafen, aber viele produzieren noch immer oder fangen gerade damit an. Podcasts waren (und sind?) populär, fast jeder wird sich schonmal einen angehört haben.

Dieser Trend ist nicht völlig an mir vorbei gegangen, aber weder bin ich regelmäßiger Hörer, noch habe ich je einen Podcast produziert.

Die Produktion

Zu einem Podcast gehören zwei Schritte: Zuerst die redaktionelle Aufarbeitung eines Themas, dann die Umsetzung in ein Tondokument.

Schreibt man an einem Blog, so recherchiert man zu einem Thema und formuliert einen verständlichen und interessanten Fließtext. Nun braucht man diesen nur noch zu veröffentlichen. Sowohl die Recherche als auch das Ausformulieren erfordern viel Zeit und Erfahrung (natürlich abhängig vom Thema).

Während sich der Blogger nun entspannt bei einem Bier vor dem Fernseher zurücklehen kann, muss der Podcaster als nächstes zum Mikrofon greifen und alles ablesen (oder natürlich frei improvisieren, wobei ein grobes Skript grundsätzlich zu empfehlen ist). Hier vergeht in der Regel mehr als die finale Laufzeit. Zwischendurch wird eine Pause gemacht, überlegt und eventuell nochmal neu formuliert. Ständige Versprecher müssen im Endergebnis schließlich nicht zu hören sein. Wurde alles aufgezeichnet, geht es an den Schnitt. Die einzelnen Stücke müssen aneinander gehängt werden. Dann empfiehlt sich eine Normalisierung der Lautstärke und eventuell ein paar Filter (je nachdem, wie die Aufnahmeumgebung und die eigene Stimme sind). Der ein oder andere Podcaster mag auch gerne etwas Musik oder kurze Einspielungen. All das braucht wieder viel Zeit. Hat man eine schlechte Internetverbindung, dauert das Hochladen auch noch eine ganze Weile.

Das Hören

Der Podcast ist im Netz, jetzt sind die Hörer an der Reihe. Sie können sich entspannt bei einem Bier aufs Sofa setzen, die Augen schließen und der angenehmen Stimme des Podcasters lauschen – nachdem der Podcast heruntergeladen und ggf. auf ein entsprechendes Abspielgerät übertragen wurde (die moderne Technik bietet hier natürlich sehr viele Optimierungen). Im Vergleich zum Lesen kann der Hörer nun zwar seinen Blick umherschweifen lassen, ist dafür allerdings in seinem Hören eingeschränkt.

Podcasts haben auch ein paar prinzipielle Schwachstellen. Es fängt schon bei der Bekanntheit an: Möchte man sich im Internet präsentieren, ist man darauf angewiesen, möglichst viele Leute zu erreichen. Das wichtigste Hilfsmittel dabei sind Suchmaschinen. Suchmaschinen allerdings können (noch) wenig mit Ton anfangen: Sie "sehen" lediglich Text, inzwischen auch eingeschränkt Bilder. Aus einem Podcast können also kaum bis gar keine Informationen gezogen werden, niemand wird ihn mitbekommen, wenn man ihn nicht explizit bewirbt. Man schreibt also zumindest einen Einleitungstext, um überhaupt in den Suchmaschinen gefunden zu werden. Die Kürze ist natürlich nicht dabei behilflich, in Suchmaschinen weit vorne zu erscheinen. Sucht der Hörer eine bestimmte Stelle, muss er (wenn vorhanden) auf ein Inhaltsverzeichnis zurückgreifen oder alle paar Minuten kurz hineinhören.

Weiterhin sind Podcasts bei Multimediainhalten eingeschränkt. Kann man in einem Blogartikel neben dem Text auch Bilder, Videos und Musik einbinden, ist man bei Podcasts auf den Ton beschränkt. Dies ist besonders hinderlich, möchte man Links zu anderen Seiten einbauen. Der heute übliche Weg ist es, solche Links auf der Downloadseite zusammen mit ein paar Stichworten anzuzeigen. Das ist natürlich weder effizient noch hilfreich, wenn man sich den Podcast heruntergeladen hat und unterwegs hört.

Es gibt aber auch eine Zielgruppe, für die Podcasts sehr gut geeignet sind: Sehbehinderte. Kurze Beschreibungstexte sind mit einem Lesegerät schnell und einfach zu lesen und die menschliche Stimme ist angenehmer als eine Sprachsynthese. Podcasts sind also nicht generell schlecht, haben aber nur wenige Vorteile im Vergleich zu Textbeiträgen und viele Nachteile. Sie sind nicht nur in der Produktion aufwändiger, sondern auch in der Nutzung. Für mich ist daher klar: Keine Podcasts.

Wie seht ihr das?

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