26 Dezember 2012 11:21

Linux auf dem ThinkPad X220

Seit Ewigkeiten steht der Name ThinkPad für qualitativ hochwertige Business-Notebooks. Sowohl früher bei IBM als auch heute bei Lenovo ist eins geblieben: Ein solide verarbeitetes Gerät mit zurückhaltendem Design und modernster Technik.

Seit einigen Monaten besitze ich ein ThinkPad X220. Der i3 ist für mich unterwegs ausreichend schnell, das 12" IPS Display liefert ein perfektes Bild (leider brennt sich das Bild etwas ein, was aber nach ein paar Minuten verschwunden ist).
Klar, dass ich darauf Linux laufen habe. Aber wie gut harmoniert das mit einem ThinkPad? Dies möchte ich in diesem Post ein wenig zeigen.

ThinkPad und Linux – ein Traumpaar?

Aufgrund der großen Beliebtheit von ThinkPads gibt es eine exzellente Community rund um "Linux auf ThinkPads". Deswegen gibt es auch kaum Probleme, fast alles funktioniert direkt nach der Installation. Bei den aktuellen Modellen kommt es in den ersten Monaten noch zu einigen Schwierigkeiten, welche dann aber auch recht zügig beseitigt werden.

Für Linux speziell gibt es zwar sehr viel bessere Anlaufstellen, in Bezug auf ThinkPads dürfte dieses Forum jedoch im deutschsprachigen Bereich die Beste sein: www.thinkpad-forum.de
Dort noch ein Hinweis insbesondere auf den Sammelthread "Ubuntu auf dem ThinkPad", deren Tipps man zu großen Teilen auch auf andere Distributionen anwenden kann.

Die Wahl der Linux Distribution

Ich spiele gerne am und mit dem System. Gentoo oder Arch wären daher tolle Distributionen für mich. Der initiale Aufwand ist jedoch enorm, darauf hatte ich bislang noch keine Lust. Debian ist nett für Arbeitsmaschinen, die stabil laufen sollen. Ubuntu ist eine nett zusammengeflickte Distribution, bei der alles irgendwie ein bisschen läuft und manches nicht. Daher habe ich mich dafür entschieden.

Zuerst steht natürlich die Wahl des Desktop Environments (DE) an. Gnome oder KDE? Vielleicht doch Xfce oder etwas ganz anderes? Standard bei Ubuntu ist Gnome bzw. Unity, was ich jedoch absolut nicht mag. Für Anfänger ganz nett, aber nichts um darin rumzuspielen. KDE ist ein sehr umfangreiches DE mit unzähligen Einstellmöglichkeiten. Einiges wirkt experimentell, letztendlich lässt sich aber gut mit arbeiten. Bei Ubuntu wählt man dafür "Kubuntu".

KDE (zum Teil)

In meinem Fall ist es aber kein komplettes KDE. Gut, die ganze Konfiguration der Umgebung ist eine unglaubliche Hilfe, obwohl man sich tief durch KDE hangeln muss, um alles nach Belieben einzustellen. KDE bietet dem Benutzer durch etliche Tools eine große Unterstützung bei der Konfiguration des Systems. Diese ganzen Tools, die zum Teil Standardkomponenten auf seltsame Weise beeinflussen, machen es aber auch etwas komplizierter, wenn man auf low-level-Ebene etwas am System ändern möchte.

Ich habe damit angefangen, Kwin – den Fenstermanager von KDE – runterzuschmeißen. Damit zusammen auch Plasma Workspace, Akonadi/Nepomuk, Kmix und weitere Pakete, die die ganze Oberfläche und andere Kernelemente von KDE ausmachen. (Es geht mir also hauptsächlich um die fertige Konfiguration des Environments.) Ersetzt habe ich Kwin mit Awesome WM, ein tiling-basierter Fenstermanager, dem ich demnächst noch einen eigenen Artikel widmen werde.

ThinkPad-Optimierung – mehr Helligkeitsstufen

Nach der Installation wird der eine oder andere vielleicht merken, dass es nur 8 Helligkeitsstufen gibt, im BIOS oder unter Windows jedoch 16. Die Gründe dafür sind etwas unklar. Es hängt zum einen vom DE ab, vom anderen aber auch von der Kernelversion und einem Parameter (nachzulesen hier).

Bei KDE ist es aber lediglich notwendig, die Hotkeybelegung zu entfernen, welche auf die Ereignisse reagieren soll, wenn man die Helligkeitstasten drückt. Die Änderung wird bereits durch den Kernel durchgeführt, sodass ansonsten bei jedem Tastendruck zwei Events gesendet werden. Das bedeutet leider, dass das Helligkeits-Popup nicht mehr erscheint (worauf ich aber gut verzichten kann).
Um die Hotkeys zu deaktivieren, geht man in die Systemeinstellungen, Kurzbefehle und Gestensteuerung, Globale Kurzbefehle, KDE-Dienst und entfernt dort die Belegungen für die Bildschirmhelligkeit. Anschließend hat man 16 Stufen zur Verfügung.

Stromsparen

Oft wird behauptet, Linux würde viel Strom verbrauchen. Früher traf das auch zu, inzwischen kann es aber sehr stromsparend sein. Ich komme mit meinem Gerät im Leerlauf auf knappe 6 W. Dies kann man mit einigen Tricks in der Systemkonfiguration erreichen. Zwar geht das auch manuell, mit TLP geht das aber viel einfacher. Einfach das PPA hinzufügen, TLP installieren und die Konfiguration anpassen.

Fingerprint Reader

Soll wohl laufen (bis auf die aktuellen Modelle), ich selbst habe es jedoch noch nicht probiert. Je nach verbautem Modul braucht man unterschiedliche Pakete. Fraglich ist jedoch, was man damit machen kann. Mit ein wenig Basteln könnte man sich damit beim System anmelden, müsste dann aber immer noch sein Passwort zum Entsperren des Keyrings eingeben. Interessant könnte es hingegen sein, wenn man häufiger sein Passwort für sudo eingeben muss.

Fazit

Linux auf einem ThinkPad? Ja, natürlich! Es läuft meiner Meinung nach sogar besser als auf vielen anderen Notebooks. Das liegt unter anderem an der großen Community und daran, dass man bis ins Detail weiß, was drin steckt. Sucht man also ein neues Notebook und möchte Linux verwenden, sollte man sich ruhig ein ThinkPad anschauen. Zwar ist der Preis etwas höher, aber man erhält ein solides Gerät mit guter Linuxunterstützung.

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