31 Juli 2013 20:12

Von neuen PCs und Windows-Installationen

Für meinen Opa habe ich einen neuen Low-End-PC zusammengebaut (der alte war wirklich alt). Zuerst denkt man: "Kann ja nicht so schwer sein", vor allem, da man das ja schon häufiger gemacht hat.

Nix da. Es hat einige Wochen gedauert und fertig ist er immer noch nicht. Dieser Artikel ist mal etwas anders. Er befasst sich nicht mit einem kleinen Detail, sondern schildert die Qual, die einem beim Zusammenbau eines neuen PCs erwarten kann.

Warnung: Enthält Microsoft-Bashing!

Teil I: Hardware

Günstig soll er sein. Als Ziel setzte ich mir 300 € inkl. Windows 7 (siehe Teil II), das sollte zu schaffen sein. In diesem Preisbereich gibt es viele Fertig-PCs mit veralteter Hardware. Wenn man selbst ein wenig schaut und den Zusammenbau übernimmt, bekommt man dafür auch etwas Aktuelles. Vielleicht zu aktuell…

Kern einen PCs ist natürlich das Mainboard sowie die CPU. Da ich auf eine Grafikkarte verzichten wollte, wurde es eine APU von AMD, die A4-4000. Diese APU erschien 2013, das sollte aktuell genug sein. Passend dazu ein Board mit FM2-Sockel, natürlich auch günstig. Es wurde ein MSI FM2-A55M-P33, welches mit der A4-Serie kompatibel ist. Dazu natürlich noch der restliche Kram wie der billigste DDR3-RAM, der billigste SATA-DVD-Brenner, das billigste Case (inkl. Netzteil) und eine HDD (mit nicht idealem Preis-/Leistungsverhältnis, aber preislich im Rahmen). Ziemlich genau 200 €, perfekt.

Der Zusammenbau verlief einfach wie immer (nur dass mich der RAM immer nervt, weil er so schwer rein geht). Monitor, Tastatur, Maus und Strom dran, anschalten, Bildschirm wird schwarz (ahh, ein Signal) und – nichts. Nichts, kein Piepen, kein UEFI-Hallo-Welt-Bild, nix. Also alles nochmal raus und Komponenten einzeln getestet. Ohne RAM piept's, aha! Daran lag's schonmal nicht. Nachdem nichts zu finden war, war dann doch ein Blick ins Internet notwendig. Aber auch dort war nicht viel zu finden, die Hardware war einfach noch zu neu.

Irgendwann wurde ich dann auch der Herstellerseite des Mainboards fündig, und zwar in dem Changelog zum BIOS. Dort steht nämlich ganz klein was von CPU-ID-Update. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen (nach einem Blick in diesen Wiki-Eintrag): Die A4-4000 ist aus der Richland-Reihe, welche Nachfolger der Trinity-Reihe (mit nur wenigen Verbesserungen) ist. Tja, die Lösung ist einfach: BIOS/UEFI-Update. Aber wie bitteschön ohne CPU?!

Einige Tage lang fragte ich unter Freunden, ob sie eine FM2-CPU der Trinity-Reihe hätten. Kein Erfolg. Also sprach ich mit dem Händler, schickte die A4-4000 zurück und ließ mir als Ersatz die (etwas teurere) A4-5300 zuschicken. Während die sich auf dem Postweg befand, war ich bereits im Urlaub, daher gab es eine weitere Woche des Wartens für meinen Opa.

Heute endlich habe ich die APU eingebaut, alles wieder angeschlossen und wurde prompt vom UEFI begrüßt. Das ist richtig toll, wenn man nur BIOS gewohnt ist. Mausbedienung, viele bunte, blinkende Grafiken, Animationen, Hover-Effekte und sogar ein Web-Browser sowie E-Mail-Client. Oha, da hatte wohl wer Langeweile.

Teil II: Software

Die Hardware läuft nun also, kommen wir zu der Software. Ich hatte meinen Opa bereits im Vorfeld etliche Male versucht zu überreden, auf Linux umzusteigen. Der Umstieg von XP nach Win7 ist auch nicht schlimmer als XP auf ein nettes Gnome, welches doch etwas aufgeräumter ist als alles, was man unter Windows findet (obwohl ich selbst kein Gnome mag und ausschließlich awesome nutze). Hab's aber nicht geschafft.

Die Windows 7 Installation verlief relativ problemlos, dauerte aber etwa genauso lange wie eine Ubuntu-Installation. Mit einem Nachteil: Keine Netzwerkverbindung, da Windows keinen Treiber für den Realtek-LAN-Chip hat. Unter Linux ist sowas selbstverständlich kein Problem, das läuft out-of-the-box. Deswegen konnten weder Updates heruntergeladen werden, noch Windows direkt bei der Installation aktiviert werden (was bei Linux selbstverständlich auch entfällt).

Nach dem ersten Booten wurde ich gleich von vielen Warnmeldungen erschlagen (kein Virenscanner, keine Updates, nicht aktiviert, kein xyz). Microsoft: Der Kunde soll sich bei der Erstbenutzung wohl fühlen und nicht vor Schreck den Stecker ziehen! Verdammt nochmal, da wird man ja noch verrückt. Ach was red' ich da eigentlich, ich bin sowas inzwischen gewohnt. Netterweise wurde ich auch mit einer geringen Bildschirmauflösung begrüßt, weil – na, ihr wisst schon. Genau, kein Treiber.

Also holte ich die beim Mainboard mitgelieferte CD heraus, legte sie ein, installierte alle Treiber, die ich finden konnte (Chipsatz, Audio, Grafik, LAN und noch ein paar), startete die Kiste neu (na klar, ist doch schließlich Windows!) und endlich hatte ich Netz. Nein, noch nicht ganz – mein Opa hat noch eine alte FRITZ!Box SL und es war nur noch der USB-Port frei, für den es keinen Windows 7 Treiber gibt, also mal schnell das Notebook vom LAN abgeklemmt. Und dann endlich: Internet!

Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich mit Grillen, Fernsehschauen und Teetrinken. Warum? Updates. Das DSL ist nicht das schnellste und die Installation ist auch um Welten langsamer als unter Linux. Nachdem das geschafft war, konnten endlich Programme installiert werden, z.B. das vorhandene Microsoft Office 2007. Die Installation verlief überraschend schnell (überraschend, wenn man bedenkt, dass es sich um ein Microsoft-Produkt handelt). Danach ein erneutes Update (diesmal für Office), wodurch ich wieder eine Stunde mit netten Dingen verbringen konnte).

Anschließend suchte ich mir mittels Google-Suche viele im Internet verstreute Installationsdateien zusammen, z.B. den Druckertreiber, Chrome, Thunderbird, VLC, Avira, Google Earth etc. Nachdem das erledigt war, habe ich ein Setup nach dem anderen gestartet, zwischendurch neu gestartet (Windows!). Ach, eine Paketverwaltung ist schon was schönes. Nach insgesamt 6 Stunden habe ich den Rechner ausgeschaltet ("Bitte schalten Sie den Rechner nicht aus, Updates werden installiert!"). Eingerichtet ist übrigens noch nichts.

Windows…

Kommentare

Koem, 31.07.2013 21:17
Ja, wer kennt das Elend nicht. Das schlimmste kommt aber ja noch: ist der Rechner erstmal aufgestellt, wird man gleich Stunden lang in Beschlag genommen und mit Fragen bombardiert. Wenn man dann Zuhause ist klingelt andauernd das Telefon und bekommt wieder die tollsten Fragen präsentieren. "Ich hab da diese Mail angeklickt... Muss ich da jetzt was bezahlen?" und wenn man nach Wochen mal wieder vorbei schaut, braucht man erstmal 8 Stunden um die ganzen Yahoo Tool Leisten aus dem Browser zu kegeln. Argh
SammysHP, 31.07.2013 23:15
> braucht man erstmal 8 Stunden um die ganzen Yahoo
> Tool Leisten aus dem Browser zu kegeln.

Ja, das habe ich die letzten Jahre alle paar Wochen gemacht. Ask ist aber viel schlimmer als Yahoo und heutzutage steckt das in fast jedem Installer dieser Download-Seiten drin.
Anon, 01.08.2013 11:16
Nur mal so ne Frage: was ist deine Linux Distribution des Vertrauens? :)
SammysHP, 01.08.2013 11:38
@Anon

Wer kein Problem mit Canonical hat und eine einfach zu installierende Distri haben möchte, der ist mit Ubuntu gut beraten. Dort wird man wirklich gut an die Hand genommen und es gibt eine große Community, die einem im Notfall weiterhelfen kann. Aber es wird recht viel installiert und vorgegeben und die Entscheidungen von Canonical wurden ja schon öfters heftig diskutiert.

Mein Favorit für alle, die etwas tiefer in die Linux-Materie einsteigen wollen, ist Arch Linux. Gemäß dem KISS-Prinzip hat man anfangs ein sehr minimalistisches System, welches man schon bei der Installation sehr gut an seine Wünsche anpassen kann. Man bekommt immer die aktuellsten Versionen der Programme und auch, wenn das Core-Repository recht übersichtlich ist, findet man im AUR so ziemlich alles (aber mit unterschiedlicher Qualität). Wenn man Arch nutzt, sollte man sich schon ein wenig mit Linux auskennen und auf jeden Fall bereit zum Experimentieren sein.
Ähnlich ist Gentoo, das allerdings noch einen Schritt weiter geht. Mehr kompilieren, mehr basteln, aber am Ende kommt auch was ordentliches bei raus.

Im Server-Bereich immer noch ungeschlagen ist Debian, weil es einfach absolut stabil ist. Updates betreffen fast ausschließlich die Sicherheit, der Rest ist gut abgehangen und wartungsarm.
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