MiniDisc im Jahre 2013
Seit 2005 habe ich einen MiniDisc-Player von Sony, den MZ-NH700. Damals gab es zwar schon MP3-Player, aber die wechselbaren Speichermedien für wenig Geld und die gute Tonqualität brachten einen gewissen Vorteil. Damals bewarb Sony gerade die (damals) neue HiMD mit stärkerer Kompression etc.
Heute stelle ich rückblickend lediglich fest: Absolut verständlich, dass Sony die Produktion von MiniDisc-Geräten eingestellt hat. Das System ist nicht mehr zeitgemäß und zufrieden war ich in den ganzen Jahren nie.
Das erste große Problem ist die Software mit dem Namen "Sonic Stage". Sony legte (und legt) sehr großen Wert auf DRM und das sah man der Software auch deutlich an: Überall gab es Beschränkungen, selbst heute kann man noch nicht mit Linux auf den Player zugreifen (da die entsprechenden Schlüssel noch nicht geknackt wurden). ATRAC3plus als Codec ist auch so eine Begrenzung was die Kompatibilität angeht. Zusammengefasst: Die Software ist großer Mist und eine Alternative gibt es nicht.
Damals war die Sache mit dem günstigen Wechselmedium ein Vorteil, aber wie sieht es heute aus, wo es doch große eingebaute Flashspeicher und Micro-SD-Karten mit 64 GB gibt? MP3-Player sind günstig, die meisten nutzen eh nur noch ihr Smartphone. Hat die MiniDisc überhaupt noch eine Daseinsberechtigung?
Meistens höre ich Internetradio. Auf der Festplatte liegt kaum Musik, gekaufte erst recht nicht (nein, die ist legal). Ich nehme also meistens mit streamripper meine Lieblingsradios auf und spiele sie mir dann für die nächsten Tage auf's Smartphone. Durch Zufall habe ich eben meinen alten MiniDisc-Player wiedergefunden. Jetzt stellt sich die Frage, was ich damit machen könnte. Gibt es überhaupt noch eine sinnvolle Einsatzmöglichkeit dafür in der heutigen Zeit?
Update 13.03.2013
In den letzten Tagen hatte ich den MiniDisk-Player dabei. Wie bereits im Kommentar erwähnt, ist es schön, wenn der Smartphone-Akku länger hält. Auch bemerkenswert ist die Einfachheit: Es gibt zwar viele nette Funktionen (Sortieren, Suchen, Wiederholung, Tagging etc.) aber man kann auch mit Play und Pause auskommen.
Eine Qual hingegen ist das Bespielen des Players: Windows in einer virtuellen Maschine, Sonic Stage installiert, Musik über VirtualBox freigegeben - kann nicht importiert werden. AAC kann das Programm nicht. Also AAC nach MP3 konvertiert (autsch), sodass es von Sonic Stage nach ATRAC3 konvertiert werden kann (doppelautsch). Mit einem Script ging das aber recht zugig und man macht das Ganze ja auch nicht allzu oft.
Update 15.03.2013
Es ist nicht nur schön, dass der Akku vom Smartphone länger hält. Der MiniDisk-Player nutzt normale AA-Akkus und mit einem spielt er über 24 Stunden. Sowas müsste es bei heutigen Playern geben.
Update 20.03.2013
Ich bin immer noch mit dem ersten Akku unterwegs und das trotz 20 Stunden Musikhören.
Update 10.05.2013
Zwei Monate ist es her und ich habe ihn immer noch dabei. Man kann sich dran gewöhnen und die Leute gucken immer so verdutzt, wenn man im Zug vor ihren Augen die MD wechselt.
Update 09.06.2013
Nach einem viertel Jahr habe ich meinen MiniDisk-Player wieder in den Urlaub geschickt und bin auf einen Sansa Clip+ umgestiegen. Kleiner, besserer Klang (da die zusätzliche Komprimierung wegfällt) und Rockbox-kompatibel.
Update 07.01.2014
Ich habe mich oben etwas schlecht ausgedrückt. Natürlich gab und gibt es Möglichkeiten, unter Linux mit dem MiniDisk-Player zu kommunizieren. Mein Stand war bislang, dass die dafür nötigen Schlüssel (welche schon vor langer Zeit geknackt wurden) nicht veröffentlicht werden sollten. Inzwischen hat sich das wohl geändert und daher sollte man seinen Player doch noch nicht entsorgen.
Update Oktober 2022
Kürzlich bin ich auf Web MiniDisc Pro und die Offline-Version ElectronWMD gestoßen. Darüber ist es möglich, NetMD-Player direkt aus dem Browser heraus anzusteuern. Die Installation einer komplizierten Toolchain entfällt und es lässt sich Audio in SP, LP2 und LP4 über USB übertragen. Endlich kann ich meinen kleinen Player wieder benutzen.