12 Mai 2023 18:27

Mateminco MT-911

Wenn es um viel Leistung auf kleiner Fläche geht, ist die Luminus SBT90 ganz weit vorne. Diese LED hat aber auch einen stolzen Preis. Die Mateminco MT-911 kommt daher mit einem kostengünstigeren Nachbau.

Die als „XLD-G90“ bezeichnete LED sieht ähnlich aus wie eine SBT90, jedoch findet man keine weiteren Informationen zu ihr. Wie schlägt sich die MT-911 gegen eine Lampe mit echter SBT90?

Lieferumfang und Hardware

Man hat die Wahl zwischen einem kleinen und einem großen Set. Das kleine Set kommt mit folgendem Inhalt:

  • MT-911
  • 2x Ersatz-O-Ring
  • Handschlaufe
  • Bedienungsanleitung (EN, CN)

Oder man wählt das große Set mit zusätzlichem 26350 Rohr und weiterem Zubehör:

  • zusätzliches kurzes 26350 Rohr
  • 3x Silikon-Diffusor (weiß, rot und blau)
  • USB-C Ladekabel
  • 26650 Li-Ion Akku mit 5000 mAh (ungeschützt, Flat-Top, bei Lieferung 3,88 V)
  • 26350 Li-Ion Akku mit 2000 mAh (ungeschützt, Flat-Top, bei Lieferung 3,82 V)

Die Anleitung ist übersichtlich. Man findet eine Tabelle mit einer Beschreibung der Funktionen und eine Liste der Spezifikationen.

Lieferumfang des großen Sets

Es gibt die MT-911 in schwarz und in einem dunklen Grünton, für welchen ich mich entschieden habe. Mal etwas Abwechslung.

Der Kopfdurchmesser beträgt 54 mm, das Akkurohr hat einen Durchmesser von 32 mm. Je nach verwendetem Rohr und Akku unterscheiden sich die Länge und das Gewicht. Mit langem 26650-Rohr beträgt die Länge 133,0 mm, mit dem kürzeren 26350-Rohr nur 100,5 mm. Die Masse der einzelnen Teile ist in folgender Tabelle aufgelistet:

Gewicht der Lampenteile
2665026350
Kopf:140 g
Endkappe:28 g
Akkurohr:33 g25 g
Akku:95 g45 g
Gesamt:296 g238 g
Mit langem 26650-Rohr … … und mit dem kurzen 26350-Rohr

Im folgenden Bild habe ich die Mateminco MT-911 zum einen mit der Astrolux FT03 verglichen, welche ebenfalls von Mateminco hergestellt wird. Sie verwendet eine Luminus SST40 in einem besonders großen Reflektor, ist dadurch ein richtiger Thrower.

Zum anderen mit der Wurkkos TS30S, welche eine „originale“ Luminus SBT90.2 LED verbaut hat. Der Reflektor ist etwas größer als bei der MT-911, wodurch sie etwas länger ist. Außerdem läuft sie mit 21700-Akkus.

Astrolux FT03 | Mateminco MT-911 | Wurkkos TS30S

Auffällig sind die tiefen Kühlrippen und die Riffelung am Bezel, die mich ein wenig an ein Kameraobjektiv erinnert. Die drei Vorsprünge am Bezel lassen auch beim „Kopfstand“ erkennen, ob die Lampe eingeschaltet ist.

Gegenüber des (etwas hervorstehenden) Seitentasters befindet sich der USB-C Ladeanschluss, welcher von einem Silikonstöpsel vor eindringendem Wasser geschützt wird.

Während des Ladevorgangs leuchtet der Taster rot, bei vollem Akku grün. Insgesamt dauert das Laden eines leeren Akkus bei 1,7 A (USB-Input, Ausgang vermutlich 2 A) bis zu vier Stunden. Auch mit angestecktem Ladekabel lässt sich die Lampe normal nutzen. Für den kleinen 26350-Akku sind 2 A Ladestrom jedoch grenzwertig hoch.

Das Design der MT-911 wirkt mit den ganzen Ringen, Fasen, Hohlkehlen und Flächen recht komplex. Auch ohne feines Knurling bietet es einen sicheren Griff. Die Verarbeitung ist sehr gut und kommt ohne scharfe Kanten.

Leider bietet das Design keinen Schutz gegen Wegrollen. Dafür lässt sich die Lampe problemlos sowohl auf den Kopf als auch auf die Endkappe stellen.

In der Endkappe befindet sich ein kleines Loch für eine Handschlaufe. Verwendet man einen kleinen Schlüsselring, schützt das nicht nur die Handschlaufe vor schnellem Ausfransen, sondern ermöglicht auch noch weitere Formen der Befestigung (z.B. Karabinerhaken).

Öse für die Handschlaufe

Clip oder Holster werden nicht mitgeliefert. Die Lampe ist aber klein genug, um bequem in eine Jackentasche zu passen.

Überraschenderweise ist in der Endkappe auch ein Magnet integriert. Damit lässt sich die Lampe in jeder Orientierung zuverlässig an magnetischen Oberflächen befestigen. Wozu man das bei einem Thrower braucht? Vielleicht, wenn man die Lampe zusammen mit dem Diffusor als Laterne nutzt.

Der Magnet hält auch an Rohren

Das Gewinde des Akkurohrs ist auf der hinteren Seite anodisiert, sodass ein mechanischer Lockout gegen versehentliches Einschalten möglich ist.

Treiberseitig gibt es einen Messingkontakt, in der Endkappe eine doppelte, sehr lange Feder. Für eine Lampe dieser Leistungsklasse hätte ich mir eine gebrückte oder zumindest eine deutlich dickere Feder gewünscht. Bei gebrückter Feder war die Helligkeit in meiner Messung ein wenig höher.

Die Länge der Feder ist erforderlich, da in dem Akkurohr sehr viel Platz bleibt – sowohl mit einem 26650 als auch einem 26350-Akku. Durch den zusätzlichen Raum passen allerdings auch 21700-Akkus mit einer Länge von bis zu 71 mm! Eine passende Reduzierhülse wird leider nicht mitgeliefert.

Durch die lange Feder verliert der Akku bei starken Erschütterungen gelegentlich den Kontakt zum Messingkontakt im Kopf der Lampe. In der Praxis stellt das jedoch kein Problem dar, weil sich die Lampe merkt, ob sie eingeschaltet war. Lockert man bei eingeschalteter Lampe die Endkappe, geht sie auch nach Stunden beim Festziehen direkt wieder an.

Mit 26650-Akku noch reichlich Platz

Die Schutzart ist mit IPX6 angegeben. Damit sollte die Lampe nicht unter Wasser getaucht werden, einen Regenschauer sollte sie aber aushalten.

Während sich die Lampe erwärmt, ist immer wieder ein leichtes Knacken zu hören. Der Bezel ist nicht verklebt und lässt sich leicht abschrauben.

Bedienung und Funktion

Gesteuert wird die Lampe über einen Seitentaster aus Silikon. Dieser steht einige Millimeter hervor und kann deswegen leicht gefunden, aber auch leicht versehentlich betätigt werden. Bei eingeschalteter Lampe ist er grün beleuchtet. Erst bei fast leerem Akku leuchtet er rot.

Die Funktionalität ist äußerst überschaubar und leicht zu verstehen:

ZustandAktionFunktion
Aus1 KlickEinschalten in zuletzt genutzte Helligkeit (außer Turbo/Moon)
2 KlickEinschalten in Turbo
3 KlickEinschalten in Strobe (20 Hz)
HaltenEinschalten in Moon
Ein1 KlickAusschalten
2 KlickTurbo
3 KlickStrobe (20 Hz)
HaltenHelligkeit stufenlos ändern (auf/ab im Wechsel)

Das stufenlose Ramping ist etwas ungleichmäßig, funktioniert ansonsten aber gut. Schön wäre ein Lockout mittels 4 Klicks und vielleicht eine permanente (einstellbare) Tasterbeleuchtung gewesen.

Mit dem langen 26650 Rohr liegt die Lampe sehr gut in der Hand. Der Taster liegt an der richtigen Stelle und lässt sich leicht finden. Durch die vielen Kanten hat man auch einen zuverlässigen Griff.

Anders sieht es mit dem kurzen 26350 Rohr aus. Damit empfinde ich die Lampe zu kurz, schwerer zu bedienen und nicht so sicher zu halten. Bedenkt man, dass der 26350-Akku weniger als die Hälfte der Kapazität eines 26650-Akkus hat, ist die Lampe in der kurzen Ausführung wenig praxistauglich und eher für die Show.

Lichtbild

Wirklich neugierig war ich auf die „XLD-G90“ LED, welche sich offensichtlich stark an der Luminus SBT90 orientiert (man könnte auch „Nachbau“ sagen). Eine richtige SBT90 wirkt zwar deutlich filigraner und ausgereifter, aber die Ähnlichkeiten sind nicht zu übersehen.

XLD-G90

Leider konnte ich zur XLD-G90 kein Datenblatt finden, selbst den Hersteller konnte ich nicht herausfinden. Somit bleibt diese LED vorerst ein Mysterium und ich kann sie nur so bewerten, wie ich sie in der MT-911 vorgefunden habe.

Dort sitzt sie in einem stark texturierten Reflektor („Orange Peel“), wodurch jegliche potentielle Artefakte im Lichtbild geglättet werden.

Die Farbtemperatur ist eher auf der kühlen Seite, geschätzt rund 6500 K. Die Färbung ist neutral ohne erkennbaren Grünstich. Erfreulicherweise gibt es keine Farbverläufe im Lichtbild.

Der Spot ist eng fokussiert, hat durch die intensive Texturierung des Reflektors aber einen weichen Rand. Umgeben wird er von einem breiten, absolut gleichmäßigen Spill.

In der Praxis überzeugt der flutige Spill mit dem kräftigen Spot. Vielleicht nicht unbedingt für den Nahbereich geeignet, aber gut bei mittleren bis großen Entfernungen.

Detail:     Mateminco MT-911     Wurkkos TS30S     Astrolux FT03

Als Zubehör gibt es im großen Set drei Diffusoren aus Silikon. Dadurch erhält man eine weitgehend gleichmäßige Ausleuchtung im Nahbereich. Der rote Diffusor erzeugt einen leicht pinken Farbton und der blaue macht das Licht einfach nur noch kühler.

Am sinnvollsten ist immer noch der weiße Diffusor. Er leuchtet im Dunkeln noch für einen kurzen Moment nach, aber nicht lange genug, dass es für irgendetwas hilfreich wäre.

Treiber und Laufzeit

Mit den technischen Spezifikationen ist der Hersteller äußerst zurückhaltend. Folgende Daten zur Performance sind in der Bedienungsanleitung zu finden:

  • 6200 lm
  • 210 000 cd (916 m)
  • Direct Drive Treiber
  • Stepdown bei 55 °C

Keine Angaben zur Laufzeit oder zur Helligkeit bei unterschiedlichen Stufen. Immerhin ist Mateminco so ehrlich und gibt an, dass es sich nur um einen Direct-Drive Treiber handelt. Dementsprechend ist zu erwarten, dass die Helligkeit kontinuierlich abnimmt.

Da es außer High und Turbo keine festen Stufen gibt, habe ich mich bei meinen Messungen auch auf diese beiden Stufen beschränkt.

In der Laufzeitmessung muss man schon ziemlich weit hinein zoomen, um erkennen zu können, was am Anfang passiert. Schon nach nur 10 Sekunden wird die Helligkeit innerhalb einer halben Minute auf etwa 15 % reduziert – selbst bei High! Genauer gesagt: Jede Helligkeit über 15 % wird nach 10 s auf diese Stufe reduziert. Für mein Empfinden ist dieses Verhalten nicht akzeptabel. Zumindest High sollte etwas länger gehalten werden können.

Man kann den Turbo problemlos immer wieder aktivieren und erreicht die 55 °C erst nach mehreren Anläufen.

Leider habe ich keine Möglichkeit, die absolute Helligkeit zuverlässig zu messen. Die Mateminco MT-911 erreicht in meiner Laufzeitmessungskiste aber fast die gleiche Helligkeit wie die Wurkkos TS30S mit SBT90.2 (nur 2,5 % weniger), mit gebrückter Feder sogar minimal mehr!

Mit dem mitgelieferten 26650-Akku und gebrückter Feder erreicht die MT-911 direkt nach dem Einschalten beachtliche 16,7 A:

StufeStrom
Turbo16,7 A
High9,5 A
Aus56 µA

Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass es sich nicht nur um einen Direct-Drive Treiber handelt, sondern um einen „FET+1“ Treiber: Der untere Bereich mit Linearregler nutzt eine PWM-Frequenz von lediglich 4 kHz, während der obere Bereich bei knapp 32 kHz liegt.

Zoom des oberen Bereichs     Oberer Bereich mit höherer Helligkeit

Ab einer Spannung von 2,85 V leuchtet der Taster rot auf. Diese Akkuwarnung könnte ruhig etwas früher kommen. Bei 2,75 V schaltet sich die Lampe ab. Durch den Spannungsabfall beim Betrieb hat der Akku am Ende oft noch knapp über 3 V und die Lampe lässt sich auf niedriger Helligkeit nochmals einschalten.

Auf dem Treiber befinden sich drei Kontakte „GND“, „VDD“ und „SWAT“ – etwa die Möglichkeit für ein Firmwareupdate? „SWAT“ klingt nach einem Sonix. Glücklicherweise lässt sich der Treiber leicht herausnehmen, indem man den Befestigungsring herausschraubt. Danach offenbaren sich nicht nur lange, dünne Kabel zur LED, sondern auch folgende Komponenten:

  • Sonix SN8F5702: Schicker kleiner Microcontroller, leider nicht von Anduril unterstützt
  • Nanjing Micro One 7135: 350 mA Linearregler, der absolute Klassiker bei Taschenlampen („AMC7135“)
  • ??? 20N90: MOSFET für volle Power
  • Nanjing Top Power ASIC TP5000: 2 A Li-Ion Laderegler

Mir ist keine Open-Source-Firmware für einen Sonix Microcontroller bekannt. Der Kopf bietet aber viel Platz für einen anderen 30 mm Treiber.

Fazit

Die Mateminco MT-911 macht viele Dinge richtig: Sauberes Lichtbild mit viel Reichweite, kompaktes Design mit Unterstützung für viele verschiedene Akkugrößen, integrierte Ladefunktion. Die bislang unbekannte „XLD-G90“ LED konnte mich ebenfalls überzeugen.

Andererseits gibt es auch einen gravierenden Mangel: Die Lampe regelt viel zu schnell herunter. Die Bedienung ist zwar schön einfach gehalten, könnte aber trotzdem ein paar zusätzliche Funktionen wie einen Lockout oder eine permanente Tasterbeleuchtung vertragen.

Die Lampe wurde mir von FlashlightBrand kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich habe keine weitere Vergütung erhalten und das Review spiegelt meine eigene Meinung wider.

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