Heute mittag, 15 Uhr, bekam ich einen Anruf. Jemand wollte mit mir Cachen gehen. Schön, dachte ich, kann ich gleich Rika mitnehmen. Ich wollte anschließend die 3,5 km zu Fuß zurück gehen.
Als wir um 16 Uhr immer noch nichts gefunden hatten, gaben wir auf und ich machte mich auf den Rückweg. Weit bin ich nicht gekommen...

Nach einigen hundert Metern sah ich einen Hund, der ohne Besitzer an einer viel befahrenen Straße entlang ging. Ich dachte mir erst nicht viel dabei, die Besitzer wird wohl irgendwo in der Nähe sein, und ging weiter. Ich bog in eine Straße, welche ins Wohngebiet führte und wo wenig los ist, ab.Nach etwa 300 Metern drehte ich mich um, nachschauen, was mit dem Hund ist - er lief mir mit einem Abstand von etwa 10 Metern hinterher.
OK, mal schauen, ob ich jemanden finde, der zu dem Hund gehört. Ich habe einige Anwohner und Jogger gefragt, niemand kannte den Hund. Ich ging weiter. Er ließ aber nicht von mir ab. Da inzwischen Wald und Felder begonnen hatten und ich außerdem Schüsse in der Nähe hörte, leinte ich den fremden Hund mit an. Gar nicht so einfach, zwei Hunde an einer Flexileine zu haben. Mit ein wenig Kreativität und meiner Erfahrung im Klettern (da hat man schließlich mit ähnlichen Problemen zu kämpfen) hat es aber funktioniert und ich war überrascht, wie gut.
Es dauert noch ein Weilchen, bis ich zu Hause war, aber der Hund - übrigens ein Münsterländer-Mix-Rüde - ging brav an der Leine mit. So zutraulich, als sei er mein eigener Hund. Auch Kommandos wie "Sitz", "Platz" und "Hier" beherrschte er, toll.
Zu Hause angekommen rief ich erst einmal im Tierheim an. Wie gut, dass er eine Steuermarke umhatte (nach der Ortsangabe, die dort draufstand hätte er schon ziemlich weit gelaufen sein müssen). Er wurde mit auf die "Silvester-Liste" gesetzt und ich wurde gefragt, ob ich ihn im Tierheim abgeben oder ihn zu Hause behalten möchte. Ich sagte natürlich, dass er hier bleiben könne, den Aufenthalt im Zwinger wollte ich ihm ersparen. Währenddessen erkundete er die Wohnung und fühlte sich sichtlich wohl.
Anschließend telefonierte ich noch mit der Polizei und tatsächlich, hier wurde er als vermisst gemeldet. Schnell war der Kontakt zu der Besitzerin hergestellt, sie kam auch gleich vorbei und holte ihren Hund ab. Sie sagte, dass sie dort, wo ich ihn gefunden habe, arbeite und er immer in der Nähe herumläuft. Bei fremden Leuten sei er allerdings noch nie mitgelaufen. Sie meinte, dass es eh bald ein Ende habe, weil er kastriert werden würde, aber ich glaube nicht, dass das etwas nützt, da er sich überhaupt nicht für Rika oder andere Hündinnen, die wir getroffen haben, interessiert hat und auch ansonsten einen ziemlich ruhigen Eindruck gemacht hat. Nun gut, ich kann's nicht ändern.
Ein aufregendes Erlebnis war das heute und ich bin froh, dass ich einem Hund und einem Menschen helfen konnte. Etwas rücksichtslos finde ich es trotzdem, seinen Hund einfach so frei an der Straße laufen zu lassen.
So, dann mal schauen, was morgen so spannendes passiert...